Cortina/Wengen. (may) Sie ist mit 82 Siegen die mit Abstand beste Rennläuferin in der Geschichte des Ski-Weltcups - aber auch mit gut einem halben Dutzend schwereren Verletzungen die Sturzpilotin Nummer eins auf den Rennpisten dieser Welt. So gesehen sollte Lindsey Vonns Ansage in Cortina d’Ampezzo vor ihrem Einstieg in ihre letzte volle Weltcupsaison - der Grund für den Spätstart liegt natürlich in einer Sturz-bedingten Verletzung begründet - zu denken geben. "Ich habe in den vergangenen drei, vier Jahren meine Rennen mit kalkuliertem Risiko bestritten. Jetzt sieht die Kalkulation anders aus: Ich fahre nur auf Sieg, mir ist egal, was passiert", sagte die 34-jährige US-Amerikanerin.

Immerhin kennt und liebt sie die Tofana wie keine andere Strecke - zwölf Siege in den vergangenen elf Jahren (je sechs in Abfahrt und Super G) legen Zeugnis über das Vonn’sche Wohnzimmer ab. Außerdem schaffte sie dort schon zwei Mal historische Meilensteine in ihrer Karriere: Vor den Augen ihrer extra angekarrten Familie schaffte sie 2015 dort ihren 63. Weltcupsieg, der sie zur alleinigen Damen-Rekordhalterin machte - und Österreichs Annemarie Moser-Pröll in den Schatten stellte. Im Jahr darauf fiel der nächste Rekord der rot-weiß-roten Ski-Ikone: Mit Abfahrtstriumph Nummer 37 übertraf sie Vonn auch in dieser Kategorie.

Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Speed-Rennen in St. Anton nicht ausgefallen wären - dann hätte Vonn im Falle eines Sieges am Arlberg in Cortina auch den absoluten Weltcup-Rekord von Ingemar Stenmark angreifen können. Vier Siege fehlen auf die Marke des ebenso großen wie schweigsamen Schweden noch, fünf für einen neuen Rekord, den das Pisten-Pinup bekanntlich seit geraumer Zeit im Visier hat. Womit sie ihm nun in Cortina in den zwei Abfahrten am Freitag (12 Uhr/ORFeins) und Samstag sowie dem Super G am Sonntag bestenfalls gefährlich nahe kommen kann. "Ich werde diese Momente genießen. Ich bin zurück für Siege, ich will Stenmarks Rekord", posaunte sie hinaus.

Der Wiedereinstieg nach ihrer neuerlichen Knieblessur verlief zumindest vielversprechend: Nach Rang zehn im Vormittagstraining (0,76 Sekunden hinter der Bestzeit von Ragnhild Mowinckel) ließ sie sogar das zweite Training am Nachmittag aus. Schonung ist angesagt, denn: "Ich bin zwar nicht 100 Prozent gesund, aber 100 Prozent stark." Jedenfalls muss sie für den Rekord bald mit dem Siegen beginnen, denn heuer stehen nur noch zwölf Speed-Bewerbe auf dem Programm; klappt es da nicht, geht die Jagd nächste Saison in die Verlängerung, zumal sie an ihrem anderen Lieblingsort - Lake Louise - mit drei weiteren Starts Abschied nehmen möchte. Endgültig. "Leider sagt mein Körper, dass es jetzt genug ist. Es sind nicht fehlende Motivation, fehlendes Verlangen, fehlender Wille, sondern fehlende Knorpel. Mein Körper hält das nicht länger aus. Ich muss aufhören, um nicht große Probleme zu haben, wenn ich älter bin", bekundet Vonn.

Marco Schwarz heiß auf Wengen

Bei den Herren beginnen die Lauberhornrennen in Wengen am Freitag wie gewohnt mit der Kombination (10.30/14 Uhr, ORFeins) - möglicherweise aber zum letzten Mal. 2020 könnte es stattdessen eine Sprint-Abfahrt in zwei Läufen geben. Österreichs heißestes Eisen in der Kombination ist Marco Schwarz, der die zwei Einfädler in Zagreb und Adelboden (jeweils nach Halbzeitführung) weggesteckt haben will. "Ich gehe mit dem Ziel rein, ganz vorne mitzufahren, da braucht es eine gute Abfahrt. Und dann will ich einen guten Slalom fahren, dann ist schon einiges möglich." Topfavoriten sind in Abwesenheit von Marcel Hirscher allerdings die Franzosen Alexis Pinturault und Victor Muffat-Jeandet.

Programm Ski-Weltcup:

Damen in Cortina:

Abfahrt Freitag, 12.00 Uhr
AbfahrtSamstag, 10.30 Uhr
Super G Sonntag, 11.15 Uhr

Herren in Wengen:

Kombination Freitag, 10.30/14 Uhr
Abfahrt Samstag, 12.30 Uhr
SlalomSonntag, 10.15/13.15 Uhr