Seefeld. (may) Dass es in Seefeld 2019 eine nordische Ski-WM gibt, war nach dem Dopingskandal um den österreichischen Langläufer Johannes Dürr bei Olympia 2014 in Sotschi extrem unsicher geworden. Denn ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel war nach wiederholten Dopingfällen im Langlauf-Lager der Kragen geplatzt und er stellte die Langlauf-Sparte innerhalb des Ski-Verbandes komplett in Frage - womit auch die geplante WM-Bewerbung wackelte. "Wenn man mit den Langläufern nur Probleme hat, muss man überlegen, wie weit die noch gefördert werden", drohte Schröcksnadel vor fünf Jahren. Der Tiroler ließ sich bekanntlich umstimmen. Doch nun haben es just zwei dieser ÖSV-Langläufer geschafft, mit einem am Mittwoch aufgeflogenen Blutdopingskandal die Heim-Titelkämpfe gleichsam in die Luft zu sprengen.

Der 26-jährige Steirer Max Hauke und der gleichaltrige Vorarlberger Dominik Baldauf - zuletzt im Teamsprint sensationell Sechste - wurden am Mittwoch im Teamhotel in Seefeld im Zuge einer international koordinierten Aktion ("Operation Aderlass") festgenommen. Beide sind übrigens seit kurzem Polizeisportler. Ebenfalls in Polizeigewahrsam befinden sich sieben weitere Personen dieses mutmaßlichen Dopingnetzwerkes - darunter zwei estnische und ein kasachischer Langläufer sowie ein deutscher Sportmediziner, der früher als Mannschaftsarzt des Radsportteams Gerolsteiner bereits mit Blutdoping in Verbindung gebracht worden ist.
Besonders brisant ist, dass offenbar einer der beiden ÖSV-Langläufer - Hauke hätte am Nachmittag am Start des 15-Kilometer-Rennens stehen sollen - in flagranti beim Eigenblutdoping im Hotelzimmer erwischt wurde. "Er wurde mit einer Bluttransfusion im Arm aufgegriffen", erörterte Dieter Csefan, Leiter des Büros organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt (BKA), auf einer Pressekonferenz in Innsbruck. Um welche Sportler es sich dabei genau handelt, wollte der Ermittler unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bekannt geben. ÖSV-Langlauf- und Biathlonchef Markus Gandler bestätigte indes, dass die Razzia im ÖSV-Quartier Baldauf und Hauke galt. "Es steht jeder unter Schock. Ich hoffe, dass es mehr erwischt, nicht nur den ein oder anderen, sondern auch die Drahtzieher." Gandler beteuerte zudem, kein Wissen über die illegalen Praktiken des Duos zu haben: "Das sind erwachsene Leute. Wir bewachen sie nicht auf Schritt und Tritt. Das sind freie Leute, sie haben genügend Freizeit, um so einen Blödsinn zu machen."