Österreichs Damen-Elite im Skispringen hat zuletzt jene der Herren den Rang abgelaufen. In Sapporo feierten zuletzt bei starken Team-Abschneiden sowohl Marita Kramer als auch Eva Pinkelnig ihre Weltcup-Premierensiege, wie schon Mitte Dezember in Klingenthal Chiara Hölzl. Am Freitag und Sonntag in Einzelkonkurrenzen und am Samstag in einem Teambewerben gilt es nun, daran in Zao anzuschließen.

In der am Donnerstag ausgetragenen Qualifikation ist das auf der nächsten Japan-Station schon einmal bestens geglückt, Kramer setzte sich da mit einem 94,-0-Meter-Satz auf Rang eins. Die 18-Jährige ist schier kometenhaft zur Spitze aufgestiegen, bestritt sie doch erst 17 Weltcup-Springen. "Marita ist sehr nervenstark", betonte ÖSV-Chefcoach Harald Rodlauer im Gespräch. Ihr Sprung als Halbzeit-Führende zum Sieg im ersten Sapporo-Springen sei ihr bester gewesen, obwohl Olympiasiegerin Maren Lundby unmittelbar davor einen Schanzenrekord in den Auslauf gesetzt hatte. "Das war von Marita ganz stark und hohe Klasse, was sie gezeigt hat." Die da drittplatzierte Pinkelnig ließ tags darauf ihren Debüt-Sieg folgen. Rodlauer hatte die Zeit dafür reif gesehen: "Sie war schon ein paarmal knapp dran."

"Jede will die Beste sein"

Der Trainer hatte schon beim Saison-Auftakt Anfang Dezember in Lillehammer erkannt, dass es eine gute Saison werden könnte. Wichtig sei aber die gute Arbeit in der eine Woche danach begonnenen vierwöchigen Weihnachtspause gewesen. "Die haben wir gut genutzt, gut geplant, nicht zu intensiv trainiert." Nach den Feiertagen daheim habe er beim Training auf der Großschanze in Planica den Hunger aufs Skispringen richtig gespürt.
"Da haben sie richtig Gas gegeben, die ganze Truppe. Dass das dann so kommt, sie so explodieren, kann man nicht erwarten. Dafür braucht man auch Glück."

Nun würde sich das Team um Kramer, Pinkelnig, Hölzl, Routinier Daniela Iraschko-Stolz und Jacqueline Seifriedsberger gegenseitig pushen. Rodlauer: "Jede will die Beste sein, es herrscht eine gute Stimmung. Man muss nur aufpassen, dass man das aufrecht hält."

Neue Situation für Iraschko-Stolz

In internen Gesprächen weist der Betreuer daher immer wieder darauf hin, dass auch mal andere Zeiten wieder kommen werden, die Bewerbe auf Großschanzen zuletzt kein Nachteil für die ÖRV-Crew waren: "Wir haben Fliegertypen." Alle im Team müssten mit beiden Beinen am Boden bleiben. "Damit keine Überheblichkeit rauskommt. Das Betreuerteam arbeitet zu 100 Prozent, doch wir müssen immer wieder von vorne anfangen."

Für Iraschko-Stolz ist die aktuelle eine neue Situation, der Routinier ist nicht mehr einzige ÖSV-Hoffnungsträgerin auf Weltcupsiege. Für Rodlauer ist das aber nichts Ungewöhnliches: "Die Zeit schreitet voran, das ist ein normaler Prozess im Leben. Sie kann aber nach wie vor auch noch gewinnen." Starke Leistungen der 36-Jährigen werden auch nötig sein, um das Hauptziel zu erreichen. "Das ist der Nationencup - ein ganz wichtiger Punkt." (apa)