Mikaela Shiffrin ist wieder da. Und mit ihr eine Art Bescheidenheit, die man dem US-Star kaum zugetraut hätte. Sie erwarte nicht, sagte sie im Vorfeld der beiden Riesentorläufe am Samstag und Sonntag in Courchevel (jeweils 9.30/12.30 Uhr/ ORF 1), dass sie in dieser Saison um den Gesamtweltcup mitfahren werde. "Es gibt einige Athletinnen, die sehr stark sind. Derzeit zähle ich mich nicht zu diesem Kreis", meinte die 25-Jährige und nannte Petra Vlhova, Federica Brignone und Michelle Gisin.
Dass Shiffrin dreimal die große Kristallkugel - zuletzt für die Saison 2019/20 - gewonnen hat, gilt offenbar nicht. "Ich versuche, keine Ziele oder Erwartungen zu definieren, die nicht wenigstens ein bisschen realistisch sind", ergänzte Shiffrin. "Nicht nur zum Selbstschutz, sondern auch aus Respekt vor den anderen Athletinnen." Es fehle ihr wegen einer suboptimalen Vorbereitung in den USA, wo sie aufgrund von Reisebeschränkungen länger als geplant bleiben musste, einfach so einiges, um es mit der Slowakin Vlhova, der italienischen Titelverteidigerin Brignone, der Schweizerin Gisin oder anderen aufnehmen zu können.
"Coolheit ist ein Faktor"
Dass Shiffrin die österreichische Konkurrenz nicht direkt beim Namen nannte, ist da keine Überraschung. Immerhin bieten sich für die ÖSV-Damen in Savoyen gleich zwei Chancen, den nicht ganz so geglückten Heimauftritt Mitte Oktober zu verwischen und vor allem an beziehungsweise in die Top Ten zu schnuppern. Auf dem Rettenbachferner von Sölden war Katharina Truppe als 15. die Beste des ÖSV-Teams.
Die Kärntnerin und das gesamte Team haben die Vorbereitungen auf das nun anstehende Technik-Doppel in Schladming auf der Reiteralm absolviert. "Wir haben eine sehr gute Piste gehabt, es waren echt gute Schwünge dabei", erzählte Truppe am Freitag in einer Online-Pressekonferenz. "Es waren ein paar Schritte in die richtige Richtung." Zwei gute Läufe seien das Ziel. "Dann sind die Top Ten im Bereich des Möglichen."
An Sölden will sie lieber nicht mehr erinnert werden: "Da ist sicher noch viel mehr möglich. Wir sind ein dichtes Team. Coolheit ist sicher ein Faktor, der noch fehlt. Man muss beide Durchgänge auf Angriff fahren. Ich will das Limit suchen, den Grat genau zwischen Ausfall und Nichtausfall und bis zum Ende durchziehen." Die 24-Jährige habe zuletzt an einem guten Start, an einer kompakten Hocke und den Hang-Ausfahrten gearbeitet. Mit Rang 17 in Sölden durfte Stephanie Brunner zufrieden sein, schließlich war es nach ihrem dritten Kreuzbandriss und 21 Monaten Pause ihr Comeback.
Comeback am Semmering
Sein Comeback im Skizirkus-Kalender - alternierend mit Lienz - feiert heuer der Semmering. Dabei werden die letzten Damenskirennen des Jahres am 28./29. Dezember ohne Zuschauer über die Bühne gehen. Was die Schneelage betrifft, so kamen zehn Tage vor der offiziellen Schneekontrolle positive Signale. "Wir sind sehr zufrieden. Wir konnten an den kalten Tagen super schneien und haben auch noch Kosmetik-Schnee dazubekommen", sagte Organisator Franz Steiner. "Wenn kein Mega-Tauwetter kommt, sollte nichts mehr passieren."(rel/apa)