Chiara Hölzl, Daniela Iraschko-Stolz, Marita Kramer, Eva Pinkelnig, Sophie Sorschag - mit fünf Athletinnen geht Österreich am Donnerstag in die erste Skisprung-Medaillenentscheidung bei der WM in Oberstdorf, und alle haben sie ihre Chancen auf Edelmetall. Alle haben dennoch auch mit Problemen zu kämpfen. Hölzl ist von ihrer Form des Vorjahres doch etwas entfernt, Iraschko-Stolz nicht mehr die Jüngste (wenn auch eine der Erfahrensten), Pinkelnig hatte in diesem Winter nichts weniger als einen Milzriss zu verdauen; und ob Kramer im Bewerb am Donnerstag (17 Uhr/Qualifikation am Donnerstag, 18 Uhr) überhaupt würde starten können, stand bis kurz vor WM-Beginn noch nicht fest. Aus dem Kampf um den Gesamtweltcup ist sie jedenfalls heraußen, WM-Edelmetall würde die Saisonbilanz doch etwas verbessern.

Denn in dieser sind die Skispringerinnen im Vergleich zum vergangenen Jahr doch etwas ins Hintertreffen gelangt, Medaillen bei der WM sind dennoch das - nicht unrealistische - Ziel. Und doch haben alle zuerst einmal etwas ganz anderes im Fokus: nämlich, es durch die Materialkontrolle zu schaffen. Die aktuelle Saison hat eine Anhäufung an Disqualifikationen gebracht, da für die Kontrolleure an den Sprunganzügen etwas nicht gepasst hat. Am vergangenen Freitag erst hat es auch den mehrfachen Weltmeister Markus Eisenbichler und Saison-Dominator Halvor Egner Granerud erwischt.

"Es muss im Rahmen sein"

Dabei handelt es sich um den Zweiten und Ersten im Gesamtweltcup, Granerud hat nur dadurch nicht schon die große Kristallkugel fix. Der Salzburger Daniel Huber war sechs Tage davor in Zakopane aus dem Bewerb genommen worden. Auch Rekord-Weltcupsiegerin Sara Takanashi stolperte über einen nicht regelkonformen Anzug, nämlich im ersten von drei Hinzenbach-Bewerben. Tags darauf wurde nach dem ersten Durchgang aus dem gleichen Grund Kramer aus dem Bewerb genommen. Die Anzugfläche darf nicht zu groß sein, um dem Körper nicht mehr Tragfläche zu geben und größere Weiten zu ermöglichen.

Dabei reizt so mancher meist bewusst die Grenzen des Erlaubten aus - manchmal eben über der Grenze. ÖSV-Frauen-Chefcoach Harald Rodlauer begrüßt die strengen Kontrollen. "Ich sehe das sehr positiv, das gehört dazu. Es muss alles im Rahmen sein. Im Spitzensport bewegst du dich immer auf einem Grat, wo etwas passieren kann. Das tut eh jeder."

Bei Kramer war die Disqualifikation nachträglich gesehen besonders bitter, da sie vergangene Woche in Rasnov wegen unklarer Corona-Testlage zwei weitere "Nuller" geschrieben hat und so wohl aus dem Rennen um die Kristallkugel ist. Bei der Salzburgerin ist das Anzug-Thema ein besonderes, da sie ganz unüblich seit Oktober mit ein und demselbem Anzug springt. "Für sie persönlich ist das der beste Anzug, mit dem sie sich wohlfühlt. Das müssen wir akzeptieren", stellte Rodlauer fest.

Kramer selbst hat nicht vor, für ihre WM-Sprünge in ein anderes Kleidungsstück zu schlüpfen: "Das Gefühl passt mit dem Anzug sehr gut", sagt die 19-Jährige. "Bei jedem Sprung habe ich ein sehr gutes Vertrauen. Ich weiß, das fliegt. Da brauche ich gar nicht daran denken. Da kann ich das abrufen, was ich mir in den Kopf setze. Das passt sehr gut", sagt sie.