James Crawford hat am Donnerstag bei der Alpinski-WM in Courchevel den Topfavoriten die Show gestohlen und sich Super-G-Gold geschnappt. Der 25-jährige Kanadier setzte sich eine Hundertstel vor dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde und 0,26 Sekunden vor dem Franzosen Alexis Pinturault durch. Der ÖSV blieb erstmals bei dieser WM ohne Medaille, Raphael Haaser wurde Fünfter, Marco Schwarz Sechster. Am Freitag stehen die Abfahrtstrainings bei Damen und Herren auf dem Programm.

Titelverteidiger Vincent Kriechmayr ging im Super G ebenso leer aus wie der Schweizer Marco Odermatt. Crawford war in diesem Winter bereits zweimal im Weltcup auf dem Stockerl, und zwar jeweils in der Abfahrt Zweiter in Bormio und Dritter in Beaver Creek. Für Kanada war es das zweite WM-Gold in dieser Disziplin, 2017 hatte Erik Guay in St. Moritz gewonnen. Das war auch der bisher letzte Titelgewinn für die Nordamerikaner.

Pinturault eroberte bei seiner Heim-WM bereits die insgesamt zweite Medaille nach Gold in der Kombination. Der lange am Leaderboard wartende Crawford verfolgte äußerst nervös Läufer für Läufer mit, er konnte den Triumph kaum glauben. "Fühlt sich wunderbar an. Das habe ich nicht erwartet. Ich war sehr fokussiert, bin in einen guten Fluss gekommen und sauber gefahren. Ich konnte nicht glauben, als es Grün aufleuchtete. Es war ein Schock und viel Emotionen", sagte der Kanadier.

James Crawford bei seiner Überraschungsfahrt zu Gold. - © apa / afp / François-Xavier Marit
James Crawford bei seiner Überraschungsfahrt zu Gold. - © apa / afp / François-Xavier Marit

Für die Konkurrenz war dessen Leistung nach den starken Speedvorstellungen keine Überraschung. Kilde haderte beim allerersten WM-Medaillengewinn seiner Karriere indes mit dem knappen Verpassen von Gold. "So ist es im Sport. Eine Hundertstel ist schade, aber man muss weiterschauen. Vielleicht ist das nächste Mal meine Zeit da", sagte der Norweger, dessen Lebensgefährtin Mikaela Shiffrin am Vortag ebenfalls mit Startnummer neun Silber im Super G geholt hatte. Für ihn war es aber die erste WM-Medaille überhaupt. Groß war indessen die Freude bei Pinturault. "Das war eine richtig super Fahrt, ich habe alles gegeben. Es war kein einfacher Super G, von den km/h her viel schneller als vor zwei Tagen in der Kombination", meinte der Franzose.

Haaser mit Fahrt zufrieden

"Es ist der kürzeste Super G der ganzen Tour, die elf Hundertstel findet man fast in jedem Schwung", sagte Odermatt über seinen Rückstand auf Bronze. Der Schweizer hatte in dieser Saison im Weltcup schon vier Rennen in dieser Disziplin gewonnen und galt als einer der Topfavoriten. Aus dem ÖSV-Team schlugen sich die Läufer, die auch in der Kombination am Start waren, am besten. Bronzemedaillengewinner Raphael Haaser hatte 0,58 Rückstand, Vizeweltmeister Schwarz 0,59, Kriechmayr 0,87 (12.), Daniel Hemetsberger kam als 14. mit 1,17 Sekunden Rückstand ins Ziel, Stefan Babinsky landete unmittelbar danach auf Rang 15.. Schwarz hatte wie schon im Slalom in der Kombination kurz vor dem Ziel eine Schrecksekunde. "Ich habe versucht zu attackieren, bis zur letzten Welle war es eine sehr gute Fahrt. Da hat es mich ein bisserl verdreht und in der Kompression hinten reingedruckt. Ich habe eigentlich noch eine brutale Fett’n gehabt, dass ich es gestanden bin und gesund im Ziel bin", sagte der Kärntner. Haaser sprach von einer "ansprechenden Fahrt", er könne damit sehr zufrieden sein. "Top Fünf muss man erst mal fahren."

Entthront wurde der Oberösterreicher Kriechmayr. "Ich wusste, es wird eine enge Partie. Herunten habe ich ein bissl zu viel Risiko genommen, vielleicht hätte ich eine Spur taktischer fahren müssen", sagte er. "James hat es sich mehr als verdient, er war das ganze Jahr schon ziemlich schnell. Heute ist es ihm voll aufgegangen", meinte er in Richtung des Siegers. Babinsky erklärte, "viel zu ungeduldig gewesen zu sein", das habe zu viel Zeit gekostet. Hemetsberger kämpfte mit den Nerven. "Es war mein erstes WM-Rennen. Ich habe sicher ein bisserl Lehrgeld gezahlt."