Fünf ihrer sechs Weltcup-Saisonsiege und etliche weitere Stockerlplätze hat Eva Pinkelnig auf Normalschanzen gefeiert. Folgerichtig soll für die Vorarlbergerin am Donnerstag auf dem kleinen Planica-Bakken ihre erste WM-Einzelmedaille her. Im ÖSV-Team darf sich aber auch die wiedererstarkte Chiara Kreuzer durchaus Hoffnungen darauf machen. Ungewissheit herrscht jedoch hinsichtlich der Verfassung der seit Mitte Jänner im Weltcup nicht angetretenen Marita Kramer.
Pinkelnig schwebt dagegen schon seit November mit 17 Stockerlplätzen in 21 Bewerben auf einer Erfolgswelle. Mit einer simplen Erklärung für ihren Höhenflug will und kann die 34-Jährige nicht aufwarten. "Es gibt nicht den einen Grund, den gibt es selten für Niederlagen und selten für Siege, es spielt einfach viel zusammen. Es sind einfach die Puzzleteile, die sich fügen", erläutert Pinkelnig. Die Vorarlbergerin nennt auf ihre Erfolgsrezept angesprochen zwar vorgenommene Veränderungen an, Details verrät sie aber nicht. "Das ist das Geheimnis, das ich nicht erzähle. Aber es sind viele Faktoren, da spielt alles rein, was das Skispringen ausmacht - Athletik, Sprungtechnik, Material, das perfekte Set-up."
Sie habe an mehreren Stellschrauben gedreht, ihren Weg durchgesetzt - irgendwann habe es "klick" gemacht. Häufig fällt bei Pinkelnig das Wort "genießen", das sie für sich so erklärt: "Es sind die Momente, wo ich bei mir bin, wo ich die Freiheit spüre. Wo ich spüre, was mein Körper und mein Geist fähig sind zu leisten." Sie werde das erst mit Mitte 20 erlernte Skispringen nicht mehr lange betreiben können und deshalb genieße sie jeden Moment - unabhängig vom Ausgang. "Wenn ich meine Leistung abrufe, kann ich auch über einen fünften Platz lachen."
Höhen und Pausen
Ebenfalls in einem Hoch, jedoch erst seit einigen Wochen, befindet sich Kreuzer. "Ich bin noch nie gut in Form zu einer WM gefahren", sagt die Salzburgerin vor dem Auftakt. Dass sie auf Normalschanzen ganz vorne mitmischen kann, hat die 25-Jährige unlängst nicht nur mit ihrem Sieg in Hinzenbach bewiesen. Kreuzer ist erleichtert, dass sie auf neuem Skimaterial nach anfänglichen Problemen, mitverursacht durch Krankheitspausen, wieder auf Erfolgskurs ist. "Ich habe mich Schritt für Schritt nach vorne gehantelt. Ich bin froh, dass der Weg noch so geendet hat."
Direkt aus ihrer mehrwöchigen Pause nach wenig überzeugenden Leistungen kehrt Weltcup-Titelverteidigerin Kramer zurück. "Ich kann einfach ganz entspannt reingehen, es sind null Erwartungen da", sagt die 21-jährige Salzburgerin. Abgesehen von der Ungewissheit bezüglich Kramer kann ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer aber sehr zuversichtlich sein. "Es ist in den letzten Monaten und Wochen sehr gut gelaufen, speziell für Eva mit ihrer herausragenden Saison. Auch Chiara ist immer stärker in Form gekommen. Wir sind sehr gut unterwegs."
Keine Selbstläufer
Für Pinkelnig sei eine Medaille kein Selbstläufer oder gar Pflicht, dafür sei die Konkurrenz zu stark. "Auch andere Nationen haben Topathletinnen. Es gibt nur drei Medaillen, da muss viel passen, und man braucht auch Glück an dem Tag, aber die Voraussetzungen sind da", so Rodlauer.
Titelverteidigerin und nach einer starken Saison eine der Favoritinnen ist auf ihrer Heimschanze die Slowenin Ema Klinec. Zu den Siegertipps zählt auch die deutsche Gesamtweltcupzweite Katharina Althaus, wie Pinkelnig sechsfache Saisonsiegerin. Ex-Weltmeisterin Daniela Iraschko-Stolz fehlt diesmal verletzt, sie stand Kramer in jüngster Zeit aber als Ratgeberin zur Seite. Die bisher einzige WM-Einzelmedaillengewinnerin im aktuellen ÖSV-WM-Team ist Jacqueline Seifriedsberger, die 2013 Bronze holte. Diesmal schaffte sie es aber nicht ins Aufgebot. Die zuletzt in Rasnov drittplatzierte Julia Mühlbacher bekam nach starken Trainingssprüngen den Vorzug. "Dass ich da sein kann, ist die Draufgabe. Damit hat keiner gerechnet", sagt die 18-jährige Junioren-WM-Dritte Mühlbacher.