Die weiblichen ÖSV-Adler haben in einer noch recht jungen Sportart eigentlich schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Gesamtweltcup, Nationencup, Einzel- und Mannschafts-WM-Gold auf der Normalschanze, dazu der Damen-Skiflug-Weltrekord. Aber da wäre eine einzige Sache, die bei Weltmeisterschaften in der illustren Sammlung noch fehlt: eine Medaille auf der Großschanze. Am Mittwoch (17.30 Uhr) erfolgt der nächste - konkret: zweite - Anlauf der rot-weiß-roten Equipe auf dem großen Bakken. Denn erst vor zwei Jahren gab es in Oberstdorf die WM-Premiere, bei der Marita Kramer beim Sieg der Norwegerin Maren Lundby auf dem undankbaren vierten Platz landete. Und zu olympischen Ehren ist diese Damen-Konkurrenz noch nicht gekommen.

Österreichs heißestes Eisen am Mittwoch ist Eva Pinkelnig, die ihre grandiose Weltcupsaison in Planica bereits doppelt versilbern konnte. Die Vorarlbergerin zeigte sich zu Wochenbeginn auch zuversichtlich, und ihre Leistung am Sonntag im Mixed (Rang vier) sah sie als richtungsweisend: "Für mich wird es definitiv wieder weite Sprünge geben. Wenn ich ihn treffe, dann bin ich weg." Im Dienstag-Training lief es mit zwei Sprüngen an die 130 Meter schon recht gut. Der manchmal zu großzügig bemessene Anlauf auf der Kleinen sei ein Problem gewesen, auf der Großen mit einer Hillsize von 138 Metern sei das aber nicht zu erwarten. "Da kann ich das gemütlicher ausfliegen." Auf die anderen schaue sie nicht - sondern nur auf ihre Sprünge. "Jetzt ist das Selbstbewusstsein wieder da, ich kann weit springen."

Daher verschwendet die 34-Jährige auch keinen Gedanken mehr daran, dass sie Anfang Februar in Willingen mit der dortigen Großschanze nicht ganz so gut zurechtgekommen ist. Auch ÖSV-Chefcoach Harald Rodlauer sieht es genauso. "Eva kann man schon zu den Favoritinnen zählen. Sie ist auch auf der Großen sehr stark unterwegs", meinte der Steirer nach den ersten Trainingseindrücken. Er sieht einige seriöse Medaillenanwärter, etwa die dreifache norwegische Großschanzen-Saisonsiegerin Silje Opseth; auch die bisher nur mit Mixed-Bronze dekorierten Sloweninnen seien gefährlich - und natürlich die Deutsche Katharina Althaus: Sie geht auf ihr viertes Gold in Slowenien los. "Sie wird schwer zu biegen sein. Mit drei Goldenen springt es sich leichter", meint Rodlauer. Neben Pinkelnig wurden Kramer, Chiara Kreuzer und Julia Mühlbacher nominiert.

Wie im Normalschanzen-Einzel muss Jacqueline Seifriedsberger zuschauen.

Geschwächte Kombinierer auf der Bronze-Spur

Eine gute Edelmetallchance bietet sich am Mittwoch auch den heimischen Kombinierern - nach zwei Bronzemedaillen in der ersten WM-Woche wollen Johannes Lamparter und Co. auch im Teambewerb von der Großschanze zuschlagen (11 und 15.10 Uhr). Auf WM-Bronze scheint die ÖSV-Kombinierer-Equipe quasi ein Abonnement zu haben: 2017, 2019 und 2021 war man jeweils Dritter.

Und zwar stets hinter Norwegen und Deutschland, die sich am Mittwoch wohl wieder um Gold matchen werden. "Aber wir haben schon eine Chance, dafür muss alles passen", sagte Kombinierer--Coach Christoph Eugen, der an den bitteren vierten Platz bei Olympia 2022 hinter Japan erinnerte. "Man hat in Peking gesehen, dass einfach alles aufgehen muss."

Angeführt wird sein Team von Weltcup-Leader Lamparter und dem bisher in Planica starken WM-Debütanten Stefan Rettenegger; Lukas Greiderer und Martin Fritz komplettieren das Kombinierer-Kleeblatt. Das ist natürlich nicht das Wunschteam von Eugen, denn die auch im Kombinierer-Team grassierenden Erkältungsviren verhinderten eine Nominierung des formstarken Franz-Josef Rehrl. Der Bronzemedaillengewinner von der Normalschanze kuriert noch einen Infekt aus, ist aber für das Einzel am Samstag wieder eingeplant. Mit Mario Seidl hat ein anderer ÖSV-Topmann die WM erkrankt verpasst. "Die Mannschaft ist immer noch stark genug", betonte Eugen.

Über Gold jubelte ein ÖSV-Quartett zuletzt übrigens 2011. Der Norweger Jarl Magnus Riiber geht indes bereits auf seinen siebenten WM-Titel los.(may)