Die Kugeln sind vergeben, die Motivation ist dennoch ungebrochen. Zum letzten Mal in dieser Ski-Weltcup-Saison stehen am Mittwoch Abfahrten an. Sowohl für die Männer (Start 10 Uhr) als auch für die Frauen (11.30 Uhr) kündigt sich in Soldeu ein hochkarätiges Schaulaufen an, auch wenn Aleksander Aamodt Kilde und Sofia Goggia bereits als Gesamtsieger in der Disziplin feststehen.

Für die Österreicherinnen geht es darum, die letzte Chance auf den ersten Abfahrtssieg in dieser Saison zu nutzen. "Es gibt 100 Punkte, die probieren wir uns abzuholen", sagte Cornelia Hütter. Beste Österreicherin in der Saison-Wertung ist Nina Ortlieb als Fünfte, unmittelbar dahinter folgt ihre ÖSV-Teamkollegin Mirjam Puchner. Im Gegensatz zum Super G - zwei Siege durch Hütter und Ortlieb - war den Österreicherinnen in der Abfahrt in diesem Weltcup-Winter der ultimative Erfolg nicht vergönnt. Die Bestzeit von Ortlieb im Abschlusstraining am Dienstag unterstreicht jedoch, dass die Motivation noch immer vorhanden ist. Dazu kommt, dass die 26-Jährige in ihrer Karriere bisher noch keinen Abfahrtssieg errungen hat. "Das ist natürlich ein Traum, den ich erreichen möchte", sagte die Vize-Weltmeisterin aus Vorarlbergerin. "Wenn es klappt, wäre es richtig cool, und ich werde alles probieren. Aber ich wäre auch schon mit einem Podium auf jeden Fall zufrieden."

Bei den Männern spitzt Marco Schwarz nach starken Trainingsleistungen auf seinen ersten Stockerlplatz in seiner erst vierten Spezialabfahrt. Der Schnee auf der Aliga-Piste, auf der ein Kurs für Männer und Frauen gesetzt wurde, präsentierte sich dieser Tage frühlingshaft weich, allerdings nicht durchgehend. Die Temperaturen schwankten wie auch die Sonnenstunden und die Windspitzen. Am Mittwoch ist jedenfalls eine Wetterbesserung gegenüber dem Dienstag angesagt - inklusive Sonnenschein. "Den Bikini habe ich mit", scherzte Hütter nach der Ankunft in Andorra am Montag. Für die Steirerin geht es am Donnerstag noch um die Kugel für die Super-G-Wertung. Fünf Athletinnen liegen innerhalb von 44 Punkten, Hütter hat als derzeit Dritte 25 weniger als die Führende Elena Curtoni aus Italien. "Mit zwei Ausfällen im Super G kann man normal in einer Disziplinenwertung nicht mitreden", wusste die 30-Jährige. Doch die Konstanz in Person war auch keine der Rivalinnen. "Es ist spannend, es ist cool. Das merkt man einfach, dass Super G eine richtig interessante Disziplin ist."

Trotz des möglicherweise großen Tages wollte sich die 30-Jährige 24 Stunden zuvor aber keineswegs schonen. "Für das ist mir die Abfahrt viel zu wichtig, und dafür fahre ich viel zu gern Rennen, dass ich sage, ich fahre nur, damit ich ein gutes Gefühl habe", sagte Hütter, für die es die erste Kristallkugel wäre.

Für Marco Odermatt und Mikaela Shiffrin, die den Gesamtweltcup beide sicher haben, ist das Finale eine Draufgabe nach einer jeweils herausragenden Saison. Odermatt könnte als zweiter Mann nach Hermann Maier (1999/2000) die 2.000-Punkte-Marke knacken und einen neuen Punkterekord schaffen. 1.826 Zähler hat er bisher auf sein Konto gebracht. Für Shiffrin (2.028) ist der Punkterekord von Tina Maze (2.414) trotz aller Dominanz außer Reichweite. Sie lässt die Abfahrt in Soldeu aus.