Diese Weltcupbilanz ist für eine große und jahrzehntelang führende Ski-Nation eine einzige Enttäuschung. Weil Speedfahrerin Cornelia Hütter am Donnerstag beim letzten Super G der Saison in Soldeu nur auf Platz sechs (+0,83 Sekunden) landete, wurde die einzig noch mögliche Kristallchance für Österreich verpasst. Die Disziplinenwertung ging an die Schweizerin Lara Gut-Behrami, die sich mit dem Tagessieg noch ganz nach oben katapultierte. Damit geht eine der schlechtesten Saisonen für den ÖSV zu Ende: Wie vor drei Jahren (2019/20) konnte überhaupt keine Kristallkugel eingefahren werden - im Vorjahr wurde immerhin der Nationencup bejubelt, der heuer wieder an die Eidgenossen geht. Seit dem Rücktritt Marcel Hirschers anno 2019 gibt es schon zum dritten Mal keine Kugel in einer Einzelwertung. Einen solchen Salto nullo hatte es davor 33 Jahre lang nicht gegeben - nach den Gold-losen Alpin-Titelkämpfen in Frankreich folgt damit der nächste Rückschlag.

Beim Saisonfinish in Andorra sind somit neun von zehn Kugel (inklusive Gesamtweltcup) bereits fix vergeben. Einzig bei den Herren ist noch die Slalom-Wertung offen, wo ein spannender Zweikampf zwischen den Norwegern Lucas Braathen und Henrik Kristoffersen erwartet wird.

Hütter, die am Donnerstag mit hoher Startnummer 13 auf dem drehenden Kurs chancenlos war, ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. "Heute war nicht das Rennen, wo ich es verloren habe, sondern mit meinen zwei Ausfällen in St. Anton und St. Moritz." Zudem wollte sich die frühere Dauerpatientin der rot-weiß-roten Ski-Damen die Saison nicht schlechtreden lassen - immerhin konnte sie einen Super G gewinnen und in dieser Disziplin auch WM-Bronze einfahren. Und dass der Winter verletzungsfrei verlief, freute die 30-Jährige besonders. "Wirklich 100 Prozent gesund in die nächste Saison zu starten, gibt mir irrsinnig viel Kraft, Energie und eine Vorfreude, die ich schon lange nicht mehr gespürt habe."

Einen letzten großen, emotionalen Auftritt im Ski-Zirkus hatte am Ende auch ihre Landsfrau Nicole Schmidhofer: Sie verabschiedete sich mit grüner Haube, Steirerjanker und kurzer Lederhose sowie einigen Zwischenstopps für Umarmungen mit Wegbegleitern vom aktiven Spitzensport. Die größten Erfolge in der 16 Jahre währenden Karriere der 34-Jährigen waren 2017 der WM-Titel im Super G sowie die Kristallkugel in der Abfahrt (2019). Sie strebt nun einen Job als TV-Expertin mit Helmkamera an: "Das würde mir auch richtig taugen."

Schwarz hinter Odermatt

Bei den Herren gab es für Allrounder Marco Schwarz das nächste Erfolgserlebnis: Nur Weltcup-Dominator Marco Odermatt konnte den ersten Super-G-Sieg des Kärntners verhindern, mit Platz zwei (+0,29) gelang dem 27-Jährigen aber das erste Speed-Stockerl. Odermatt reicht nun am Samstag im Riesentorlauf bereits ein dritter Rang, um Hermann Maiers Punkterekord (2.000) auszulöschen.