Während die Leistungen der alpinen Skirennläufer in der ausgelaufenen Saison eher hinter den Erwartungen blieben, können sich die Erfolge der österreichischen Vertreter im Nordischen Skizirkus - allen voran im Skispringen und in der Kombination - sehen lassen. Dass im Skisprung zwei Bewerbe vor Saisonende unter den ersten 15 der Gesamtwertung gleich fünf heimische Skispringer zu finden sein würden, war vor einigen Wochen so noch nicht abzusehen gewesen. Und auch die aktuell herausragende Performance von Stefan Kraft - mit 1.630 Punkte hinter Halvor Egner Granerud (Nor) Gesamtzweiter - erfuhr seit dem desaströsen Abschneiden bei der Vierschanzentournee und bei der WM in Planica einen gehörigen Schub, wobei hier der Sieg beim Skifliegen in Vikersund gewiss zu den Höhepunkten gezählt werden muss.

Erfolgreich liefen nicht zuletzt auch die Springen im finnischen Lahti, wo Kraft nach dem ÖSV-Triumph im Teambewerb auch in der Einzelkonkurrenz am Sonntag reüssierte und seinen 30. Weltcupsieg als Zweiter knapp verpasste. Dem Salzburger fehlten am windigen Schauplatz seiner zwei WM-Triumphe von 2017 nach dem in einem Durchgang entschiedenen Bewerb mit zahlreichen Unterbrechungen nur etwas mehr als vier Punkte auf den Japaner Ryoyu Kobayashi. Daniel Tschofenig flog an der vierten Stelle hinter Karl Geiger (D) knapp am Stockerl vorbei, und auch der sechstplatzierte Michael Hayböck kam ins Spitzenfeld. Etliche Topspringer hatten hingegen Pech mit den Bedingungen und landeten wie Weltcup-Gesamtsieger Granerud (46.) im geschlagenen Feld. Auf sie und das ÖSV-Team wartet nun beim Weltcupfinale auf der Flugschanze von Planica kommendes Wochenende die nächste und letzte Chance.

Dorthin reist Kraft in sehr starker Verfassung. In den jüngsten sieben Bewerben seit der unglücklich verlaufenen WM an selber Stelle schaffte er es zum vierten Mal auf Platz zwei, allein zwei Bewerbe hat er in Norwegen gewonnen. Mit dem 15. Einzelstockerlplatz der Saison stellte er die Rekordmarke inklusive Teamerfolge des Finnen Janne Ahonen von 133 ein. Auch mental könnte die Verfassung des 29-Jährigen nicht besser sein. So ließ sich Kraft in Lahti von den widrigen Bedingungen und der langen Warterei nicht aus der Bahn werfen. "Das war mein bester Sprung des Wochenendes, darauf bin ich stolz. Aber zum Anschauen war es nicht so spektakulär, es hat schon lange gedauert, von fair sind wir schon ein bisschen weg", sagte er im ORF-Interview nach seinem Satz auf 130 Meter. Aufgrund seiner guten Form freut sich Kraft schon auf den Flug-Showdown in Slowenien. "Das kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Planica ist meine Lieblingsschanze, ich freue mich auf das Finale."

Jubel um Lamparter

Das Weltcupfinale hinter sich hat bereits der Nordische Kombinierer und frisch gebackene Gesamtweltcupsieger Johannes Lamparter. Der 21-jährige Tiroler sicherte sich beim Saisonfinale am Wochenende in Lahti mit den Rängen 11 und 14 zum ersten Mal in seiner Karriere die große Kristallkugel. WM-Dominator Jarl Magnus Riiber (Nor) wiederum feierte in Finnland die Weltcupsiege Nummer 56 und 57: Der Norweger erreichte am Sonntag mit 1,8 Sekunden vor seinem Landsmann Jens Luraas Oftebro das Ziel, Rang drei ging an den Esten Kristjan Ilves (+5,2 Sekunden). Als einziger Österreicher in den Top Ten landete der nach dem Springen auf Platz vier gelegene Franz-Josef Rehrl als Zehnter, allerdings schon mit 2:05,8 Minuten Rückstand.

"Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich schon einmal mehr gequält in einem Rennen", erklärte Lamparter am Sonntag im TV-Interview. "Ich hab das Rennen einfach genossen heute. Der Zieleinlauf war Erleichterung pur." Nach Überreichung der großen Kristallkugel als erst dritten Österreicher nach Klaus Sulzenbacher (1987/ 88 und 1989/90) und Felix Gottwald (2000/01) zeigte sich Lamparter überglücklich. "Es ist echt ein Wahnsinn, Emotionen pur, jetzt die Kugel zu haben. Das ganze harte Training und viel investiert, und jetzt das zurückbekommen, das ist wunderschön", sagte der Gesamtsieger und bedankte sich bei den vielen Leuten, die mit daran beteiligt sind. "Ich freue mich riesig über die Kugel. Sie kriegt einen ganz speziellen Platz daheim."

Lamparter gewann mit 1.367 Punkten und 54 Zählern Vorsprung auf Oftebro und 150 vor Julian Schmid (D). Und das kann sich sehen lassen.(apa/rel)