Aspen/Lake Louise. (rel/apa) Es ist nicht das erste Mal, dass ÖSV-Damenchef Jürgen Kriechbaum in die Rolle des Reisekoordinators schlüpfen musste. Weil die Lufthansa am Montag wegen eines Pilotenstreiks die Flüge von Denver nach Europa gestrichen hatte, war er immerhin einige Zeit damit beschäftigt, Ersatzflüge via Houston, Boston oder New York für die Reise nach Hause zu bekommen. Gemurre vonseiten der Skirennläuferinnen Eva-Maria Brem und Kathrin Zettel musste er sich jedenfalls nicht anhören, zu sehr überwog wohl noch die Freude über die Erfolge, die man hier in Aspen in Riesentorlauf und Slalom eingefahren hatte. "Natürlich will ich auf schnellstem Weg heim, aber nach diesem Wochenende lässt mich selbst eine Flugabsage kalt", erklärte Brem mit Blick auf ihren ersten Weltcupsieg vom Samstag gelassen. Entspannung war auch für Zettel angesagt, stieg doch die 28-jährige Niederösterreicherin mit dem Wissen in den Flieger, mit ihren zweiten und dritten Plätzen die Führung im Weltcup erobert zu haben. "Ich bin traditionell eine gute Starterin", meinte sie. Allzu große Bedeutung wollte sie der Führung dann auch nicht beimessen. Nachsatz: "Jetzt kommen die Speed-Rennen."

Tatsächlich ist die Konkurrenz um Weltcuppunkte für die Technikerin groß. Und das ganz besonders aus dem eigenen Lager, wie etwa der überraschende Slalom-Sieg von Nicole Hosp in Aspen gezeigt hat. Selten noch hat im Skisport jemand derart lange auf die Rückkehr nach ganz oben warten müssen. Vor Aspen hatte die Tirolerin zuletzt am 13. Jänner 2008 in Marburg einen Weltcupsieg gefeiert, danach folgten zwei schwere Stürze (Zagreb 2008 und Sölden 2009) und lange Zwangspausen. Es sollten einige Jahre vergehen, bis Hosp bei der Heim-WM in Schladming sowie bei Olympia in Sotschi wieder in die Medaillenränge zurückkehrte. Was nun die Abfahrt und den Super G am kommenden Wochenende in Lake Louise betrifft, macht sie sich freilich keine Illusionen, obwohl es die Allrounderin sehr reizen würde, auch in jener Disziplin, in der sie im Weltcup bisher sieglos geblieben war, einen Triumph einzufahren: der Abfahrt. Allerdings zählt bei den Speed-Rennen am Freitag und Samstag in Lake Louise US-Star Lindsey Vonn zu den Favoritinnen, ebenso dürfen sich die ÖSV-Damen Anna Fenninger und Elisabeth Görgl Chancen ausrechnen.

Die Reise nach Kanada trat das Team am Montag - der Start des Flugzeugs nach Calgary erfolgte pünktlich - jedenfalls gut gelaunt an. Ebenfalls mit an Bord: Betreuer Jürgen Kriechbaum. Seine Bilanz fällt angesichts von drei Siegen sowie sieben Stockerlplätzen bei erst vier Rennen sehr positiv aus. "Es sieht aus, als ob die Richtung unserer Arbeit stimmt", erklärte er am Montag vor dem Abflug. Sonderlob gab es naturgemäß für Nicole Hosp: "Dass nach dem Rücktritt von Marlies Schild so schnell ein Slalomsieg daherkommt, hätte ich nicht erwartet. Niki ist im zweiten Lauf förmlich über sich hinausgewachsen." Ob die 31-Jährige in Lake Louise eine neue Überraschung bieten kann, wird sich weisen. Das erste Training war für Dienstag angesetzt.

Angriff in Beaver Creek

Auf eine Überraschung hoffen am Wochenende auch die österreichischen Herren beim Super G in Beaver Creek. Obwohl seit mehr als 1000 Tagen sieglos, ist die Chance, dass diese Serie am Samstag endet, sehr gut. Schließlich haben Matthias Mayer, Otmar Striedinger, Max Franz und Hannes Reichelt am Sonntag in Lake Louise - nur der Norweger Kjetil Jansrud war wie auch davor in der Abfahrt nicht zu biegen gewesen - massiv aufgezeigt.

Am 2. März 2012 hatte Klaus Kröll in Kvitfjell den bisher letzten rot-weiß-roten Erfolg in der früheren Paradedisziplin von Hermann Maier gefeiert. Der Steirer stand diesmal in Kanada gar nicht am Start, dafür überzeugten seine Teamkollegen. Mayer fehlten auf Jansrud nur 29 Hundertstel.