Vail/Wien. (rel/apa) Es wurde nun doch nichts mit dem Weltmeistertitel für die Lokalmatadorin Lindsey Vonn. Im Super G zumindest. Die Trophäe hat sich am Dienstagabend nach einer Glanzfahrt auf der Raptor-Piste von Beaver Creek Österreichs Aushängeschild Anna Fenninger gesichert. Die Olympiasiegerin gewann zum Auftakt der 43. alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Vail hauchdünn mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung auf Titelverteidigerin Tina Maze aus Slowenien. Bronze ging mit 0,15 Sekunden Rückstand an US-Superstar Lindsey Vonn, die dafür ihre WM-Medaillensammlung farblich komplettieren konnte.
Die Steirerin Cornelia Hütter (0,26) wurde überraschend Vierte. Der 22-Jährigen fehlten am Ende nur elf Hundertstel auf Weltcup-Rekordsiegerin Vonn und ärgerte sich darüber, so knapp an einer Medaille vorbeigefahren zu sein. "Ganz ehrlich. Am Anfang hat es mich richtig angezipft", erklärte sie. Noch mehr Grund zum Ärgern hatten aber Ex-Weltmeisterin Elisabeth Görgl aus der Steiermark und Olympia-Dritte Nicole Hosp aus Tirol. Beide schieden auf dem stark drehenden und von ÖSV-Speed-Trainer Roland Assinger gesetzten Kurs jeweils nach einem Torfehler im Mittelteil aus. Zuvor war der Start des Rennens wegen starken Windes im oberen Teil sechs Tore nach unten verlegt und die Strecke verkürzt worden.
Erlösung für Fenninger
Bei Anna Fenninger war die Freude über Gold naturgemäß groß. "Ich checke es selber noch nicht so ganz. Ich habe davon geträumt, dass es im Ziel bei mir grün leuchtet, wenn ich abschwinge. Mein Traum ist wahr geworden, ich freue mich riesig", lautete der erste Kommentar von Fenninger nach ihrem zweiten WM-Titel. Den ersten hatte sie vor vier Jahren in Garmisch-Partenkirchen in der Super-Kombination geholt. "Es ist nur cool. Dass es so losgeht, hätte ich mir nicht gedacht. Jetzt habe ich gleich am Anfang die Erlösung", meinte Österreichs Sportlerin der Jahre 2013 und 2014. Wie Fenninger sprach auch Silbermedaillengewinnerin Maze von einem schwierigen Rennen wegen des teilweise starken Windes, aber auch davon, dass die Richtigen am Ende vorne waren. "Das ist das schönste Ergebnis, das man haben kann, denn wir sind die Besten", betonte die 31-jährige Slowenin.
"Kein superfaires Rennen"
Topfavoritin Vonn dagegen haderte mit den äußeren Bedingungen. "Ich habe oben gespürt, dass ich starken Gegenwind hatte. Leider war es kein superfaires Rennen", sagte die 30-Jährige, die im Ziel von ihrem berühmten Lebensgefährten - Golf-Star Tiger Woods - getröstet wurde. "Ich habe versucht, meine Linie zu fahren, aber keine Chance gehabt mit diesem Wind. Trotzdem bin ich zufrieden, eine WM-Medaille zu Hause geholt zu haben." Nun will Vonn im zweiten Bewerb der Heim-WM zurückschlagen. "Ich freue mich auf die Abfahrt am Freitag und hoffe auf schönes Wetter, dann werde ich Vollgas geben", versprach die Siegerin von 64 Weltcup-Rennen.
Großes Lob für die ÖSV-Damen kam auch von Verbandsboss Peter Schröcksnadel: "Alle vier waren sehr schnell, zwei sind durchgekommen. Es war ein sehr spannendes Rennen." Das Ziel, sechs bis acht Medaillen, will er angesichts der Goldfahrt noch nicht revidieren. Freilich könne es noch mehr werden, "da habe ich nichts dagegen", meinte Schröcksnadel. Die Chancen dafür sind intakt.