Vail/Beaver Creek. Wer darf am Samstag in der Königsdisziplin auf der Raubvogelpiste um Edelmetall kämpfen? Aus Vier mach’ Zwei, lautet dabei das Motto im Abfahrtsteam des ÖSV, denn aufgrund der Saisonleistungen sind nur Wengen-Sieger Hannes Reichelt und Olympiasieger Matthias Mayer für den Höhepunkt der Titelkämpfe fix gesetzt. Max Franz, Romed Baumann, Georg Streitberger und Otmar Striedinger müssen sich im letzten Training am Freitag um die restlichen beiden Startplätze matchen.

Ein altbekanntes Ritual im ÖSV-Team, wiewohl das aktuelle punkto Stärke und Breite nicht mit dem Ski-Wunderteam der Jahrtausendwende zu vergleichen ist. Und schon damals zeigte sich: Die Qualifikations-Rangelei der verdienten Medaillenträger und Weltcupsieger hat fast nie am Renntag zum Erfolg geführt, denn das Rennen vor dem Rennen hat oft zuviel an Substanz gekostet. Und selbst Superstar Hermann Maier musste sich zwei Mal der teaminternen Ausscheidung stellen. Mit dem Ergebnis, dass sich der Herminator immer durchsetzte - im Zweifelsfall durch Trainerentscheid.

Ein Blick zurück auf die jüngsten Qualifikationsdramen:

WM 1997 in Sestriere: Das Duell um den vierten Startplatz lautete Hannes Trinkl gegen Andreas Schifferer. In den ersten zwei Trainings war Trinkl schneller, im entscheidenden dritten allerdings Schifferer. In der WM-Abfahrt fuhr Schifferer auf Platz fünf.

Olympia 1998 in Nagano:
Hannes Trinkl und Fritz Strobl schafften die Qualifikation, auf der Strecke blieb das Quartett Stephan Eberharter, Werner Franz, Josef Strobl und Hans Knauß. Qualifikant Trinkl fuhr in der Abfahrt prompt zu Bronze. Der Oberösterreicher ist damit der bis dato letzte ÖSV-Abfahrts-Qualifikant, der auch eine Medaille holte.

WM 1999 in Vail: Stephan Eberharter machte in der Qualifikation das Rennen und verurteilte Trinkl, Schifferer, Fritz Strobl und Peter Rzehak zum Zuschauen. Eberharter landete im WM-Rennen auf Rang fünf.

WM 2001 in St. Anton: Werner Franz löste das letzte freie Ticket für die Heim-WM. Der Kärntner ließ Josef Strobl und Rzehak hinter sich. Bei der Medaillenjagd wurde Franz Achter und war damit nur fünftbester und schlechtester Österreicher.

Olympia 2002 in Salt Lake City: Sieben Mann stritten sich um zwei freie Plätze. Im Endeffekt setzten sich Christoph Gruber und Christian Greber durch. Für Weltmeister Trinkl, Klaus Kröll, Schifferer, Knauß und Michael Walchhofer war kein Platz. Greber wurde Sechster, Gruber landete nur auf Platz 20.

WM 2003 in St. Moritz: Das Wetter machte der ÖSV-Spitze einen Strich durch die Rechnung, denn das für die Qualifikation vorgesehene Training wurde abgesagt. Das Trainerteam sprach Maier (nach Super-G-Silber) und Fritz Strobl die letzten beiden Tickets zu. Schifferer und Kröll blieben auf der Strecke. Schifferer tobte: "Meine Wut richtet sich gegen den Verband, denn dort ist eine Maier-Lobby erkennbar." Maier wurde in der WM-Abfahrt Achter, Strobl Zehnter.

WM 2005 in Bormio: Franz behielt in der Qualifikation gegen Gruber die Oberhand. Im WM-Rennen landete der Kärntner dann auf dem enttäuschenden 28.Platz.

Olympia 2006 in Turin: Kröll gegen Andreas Buder hieß das Qualifikationsduell der Zimmerkollegen. Kröll setzte sich deutlich durch, musste sich jedoch in der Olympia-Abfahrt mit Rang 22 begnügen.

WM 2007 in Aare: Maier musste sich noch ein weiteres Mal der Qualifikation stellen. Im Training wurde der Salzburger Vierter, sein Konkurrent Gruber Erster. Das Ticket ging dennoch an Maier. "Der Sport braucht seine Helden", rechtfertigte ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel die Entscheidung und fügte hinzu: "Gruber hat es bei Großereignissen immer vermasselt." Allerdings blieb auch Maier in Aare ohne Medaille: Rang 13.

WM 2009 in Val d’Isère: Gruber hinterließ in den Trainings den besten Eindruck und avancierte damit zum vierten und letzten ÖSV-Abfahrer. Der Tiroler setzte sich gegen Streitberger und Baumann durch, schied dann aber auf der Face de Bellevarde aus.

Olympia 2010 in Vancouver:
Kröll schaffte es dank der Trainingsleistungen als vierter und letzter Mann ins ÖSV-Team. Wieder waren Baumann und Streitberger zum Zuschauen verdammt. Kröll belegte im Olympia-Rennen Rang neun.

WM 2011 in Garmisch: Reichelt gewann das Duell mit Joachim Puchner mit 0,18 Sekunden Vorsprung. In der WM-Abfahrt kam Reichelt aber nur auf Rang 16.

WM 2013 in Schladming:
Mayer machte das Rennen im Fünfkampf um den vierten Startplatz. Auf der Strecke blieben Puchner, Streitberger, Baumann und Scheiber. In der Abfahrt der Heim-WM wurde Mayer 13..

Olympia 2014 in Sotschi:
Kröll und Streitberger lösten die zwei freien Tickets. Otmar Striedinger (um sechs Hundertstel zu langsam), Baumann und Puchner mussten zuschauen. Im Rennen wurde Streitberger 17., Kröll landete nur auf Rang 22.