Falun. (may) Am vorletzten Anstieg wollte es Bernhard Gruber wissen: Siegen oder Eingehen, schien sein Motto zu sein, als er die steile Loipe knapp einen Kilometer vor dem Ziel raufsprintete. Sein einzig verbliebener Konkurrent, der Franzose Francois Braud, konnte dem unwiderstehlichen Antritt des 32-jährigen Salzburgers nichts mehr entgegensetzen - und so flog Gruber dem Ziel alleine entgegen. Und durfte schließlich über WM-Gold jubeln - Sieg im Großschanzenbewerb bei den Titelkämpfen in Falun. Zugleich ein historisches Ereignis in der rot-weiß-roten Skigeschichte: Erstmals holte ein österreichischer Kombinierer in einem WM-Einzelbewerb den Sieg.
Den Grundstein für den Erfolg legte der WM-Zweite von 2013 und Olympia-Bronzemedaillengewinner von Vancouver im Springen, wo er auf 133 Meter segelte und damit als Führender in den 10-Kilometer-Langlauf ging. Seine nächste Verfolger lagen allerdings nur knapp dahinter, Jason Lamy Chappuis war fünf Sekunden zurück, Braud als Drittplatzierter nur sieben Sekunden. Generell war das Feld eng beisammen - die besten 20 lagen innerhalb nur einer Minute.
Gruber profitierte allerdings von dieser Konstellation, weil er mit den beiden Franzosen im Pulk laufen und mit den Kräften haushalten konnte - und so die hinteren Verfolger nicht entscheidend näher kamen. Als Mitfavorit Lamy Chappuis am Ende überraschend das Tempo nicht mitgehen konnte, packte der Gasteiner das Schicksal am Schopf - und wurde mit Gold belohnt. Silber ging an Braud, Bronze holte der Deutsche Johannes Rydzek.
Im Ziel ließ Gruber dann seinen Emotionen freien Lauf: "Es ist so schön, ich kanns noch gar nicht glauben. Mir ist es körperlich sehr gut gegangen, und ich hatte auch ein schnelles Eisen unter den Haxen." Das Rennen habe er zunächst taktisch angelegt, um an der richtigen Stelle anzugreifen: "Ich habe gewusst, dass ich dort beim Anstieg schnell bin, und ich habe das herausgelassen, was ich das ganze Jahr erarbeitet habe", sprach der überglückliche neue Weltmeister. Am Samstag hat er noch eine Chance auf Edelmetall, wenn der Teambewerb vom großen Bakken ansteht (10/16 Uhr).
Vorher könnte es am Freitag aber noch einen anderen bedeutenden Kombinierer-Auftritt geben: Der nicht für Falun nominierte Mario Stecher (37) ist nämlich doch nach Schweden gereist, um dort womöglich das Ende seiner so erfolgreichen Karriere zu verkünden. Stecher gewann insgesamt zehn Medaillen bei Großereignissen, darunter je zwei Mal Team-Gold bei Olympia (2006/2010) und Weltmeisterschaften (2011).
Freund einsame Klasse
Ein Erfolgserlebnis gab es am Donnerstagabend auch für die ÖSV-Skispringer: Der Einzelbewerb von der Großschanze endete zwar mit einem überlegenen Sieg des Deutschen Severin Freund, für die positive Überraschung aus österreichischer Sicht sorgte aber ausgerechnet Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer, der trotz zuletzt schwacher Form zur Silbermedaille sprang. Bronze ging an den Normalschanzenweltmeister aus Norwegen, Rune Velta; Windpech hatte indes Titel-Mitfavorit Stefan Kraft: Nach schwierigen Bedingungen im ersten Durchgang kam er nur auf Rang fünf.
Freund war an diesem Tag für die Konkurrenz ohnedies außer Reichweite. Mit den Tageshöchstweiten von 134 und 135,5 Metern distanzierte er Schlierenzauer (128/130) um mehr als 22 Punkte. Im Finale legte Freund sogar Schanzenrekord hin. "Wenn man auf Sicherheit geht, verliert man meistens", sagte der erste deutsche Großschanzenweltmeister seit 2001. Schlierenzauer zeigte sich am Ende "unglaublich stolz, dass ich doch noch eine Einzelmedaille geholt habe": "Ich hatte nichts zu verlieren, mir ist alles voll aufgegangen."