St. Moritz. Frankreich vor der Slowakei und Schweden - der Ausgang des Teambewerbes der Ski-WM in St. Moritz hat am Dienstag viele überrascht. Zumal die großen Favoriten wie der dreifache Team-Weltmeister und Titelverteidiger Österreich sowie Deutschland früh scheiterten - und auch Gastgeber Schweiz nur auf Rang vier landete. Doch nicht nur das Endergebnis glich einer Sensation, erwies sich doch die Papierform bei diesem K.o.-Parallelslalom oftmals als Makulatur.
Davon betroffen war gleich einmal Superstar Marcel Hirscher, der schon in Runde eins just gegen den krassen Außenseiter Belgien seine allererste Niederlage bei einem WM-Teambewerb hinnehmen musste und sensationell gegen Dries van den Broecke verlor. Zur Verdeutlichung: Der 22-Jährige ist nur die Nummer 311 in der Slalom-Startliste. Weil Stephanie Brunner, Katharina Truppe und Manuel Feller danach ihre Duelle gewannen, war der Aufstieg ins Viertelfinale aber nie in Gefahr. Gegen Schweden biss man sich dann aber wie befürchtet die Zähne aus.
Während sich Hirscher trotz einer Laufzeitsteigerung von mehr als einer Zehntelsekunde auch dem 100-Kilo-Mann Andre Myhrer geschlagen geben musste, gelang nur Brunner dank Zeitgleichheit im Duell mit Maria Pietilä-Holmner ein Punkt. Truppe scheiterte gegen Frida Hansdotter allerdings um nur eine Hundertstelsekunde. "Das war extrem schade", sagte die junge WM-Debütantin aus Kärnten. Nach drei Gold- und zwei Silbermedaillen in den davor fünf Teambewerben blieb die ÖSV-Equipe damit erstmals ohne Edelmetall.
Die Schweden scheiterten dann aber nach einem Myhrer-Fehler an Frankreich, besiegten dafür im kleinen Finale Gastgeber Schweiz, der damit ebenfalls leer ausging. Im Finale setzte sich Frankreich mit Tessa Worley, Adeline Baud-Mugnier, Alexis Pinturault und Mathieu Faivre gegen die bärenstarke Slowakei nach einem 2:2 dank besserer Laufzeit durch und holte nach 2011 zum zweiten Mal den Titel in diesem K.o.-Bewerb.
Die erste WM-Medaille für die Slowakei überhaupt hätte dank Veronika Velez-Zuzulová, Petra Vlhová und Co. beinahe gleich auch in Gold geglänzt. "Das war eine tolle Teamleistung. Wenn einer schlecht gefahren ist, hat ihn ein anderer rausgerissen", jubelte Pinturault über die erste französische Medaille in St. Moritz. Auch das französische Ski-Ass hatte in Runde eins überraschend noch gegen den Russen Pawel Trichischew verloren.
Dass Hirschers Leistung womöglich dem Kräfteverlust nach überstandener Darmgrippe geschuldet war, wollte dieser nicht als Ausrede gelten lassen. "Es wird nur immer schwieriger, sich bei diesem Bewerb durchzusetzen. Die Kurssetzung ist sehr speziell, die Flaggen haben hier besonders gut gehalten. Offenbar sind 1,73 Meter zu wenig, um die Stangen oben zu kippen", erklärte der Gewinner von 20 Weltcup-Slaloms und Slalom-Weltmeister von 2013, warum man mittlerweile für diesen Bewerb eine eigene Technik benötigt - nämlich die vor allem von den Schweden praktizierte "Doppelfaust-Methode". "Ich hab’s auch probiert, aber gleich eine auf’s Maul bekommen", erzählte Hirscher. "Einer wie Myhrer spürt das wahrscheinlich nicht einmal."
Ergebnis Teambewerb:
1. Frankreich
2. Slowakei
3. Schweden
4. Schweiz
5. Österreich