Lahti. (may) Der 26. Feber 2015 ist in die rot-weiß-rote Ski-Geschichte eingegangen - als Tag des Bernhard Gruber. Bis dahin hatte die stolze nordische Nation Österreich zwar unzählige Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen errungen, aber noch keinen einzigen WM-Titel in einem Einzelbewerb der nordischen Kombination. Doch dann kam Gruber. Bei der WM in Falun 32-jährig bereits als ewiges und etwas schlampiges Talent abgestempelt, dem der große Karrierewurf wohl nie gelingen würde, bot sich dem Gasteiner nach einem Fabelsprung auf der Großschanze und der Pole Position in der Loipe plötzlich die ganz große Chance. Und am vorletzten Anstieg wollte er es schließlich wissen, ob er die Goldene wirklich draufhatte - Siegen oder Eingehen, schien sein Motto zu lauten, als er den steilen Anstieg knapp einen Kilometer vor dem Ziel plötzlich raufzusprinten begann. Die Konkurrenz konnte diesem unwiderstehlichen Antritt nichts entgegensetzen - und der Karrieretraum von Gruber wurde doch noch Realität.
Zwei Jahre später, in denen es mit der Laufbahn des nunmehr 34-Jährigen auf- und abgegangen war, ist der Gold-Coup von Falun mehr als eine verblichene Erinnerung. Gruber bezeichnet es als große Ehre, das Trikot des Titelträgers beim Großschanzenbewerb am Mittwoch in Lahti (11.00/15.15 Uhr) auf Bakken wie Loipe auszuführen. "Ein Weltmeistertitel ist das Größte im Leben eines Sportlers", sagt Gruber, der natürlich alles versuchen will, diese Leistung zu wiederholen.
Seit dem Titelgewinn hat sich abseits des sportlichen Alltags viel verändert in seinem Leben: Er hat geheiratet, dann mit seiner Frau Margret das in Bad Hofgastein erworbene Haus bezogen, und vor vier Monaten wurde schließlich sein Sohn Benjamin geboren. Geblieben ist die Liebe zum Sport. "Die ist stärker denn je", versichert er. Wiewohl sich das Niveau in der Kombination seit 2015 massiv gesteigert habe. "Die Deutschen haben irrsinnig Gas gegeben", sagt Gruber, der als Teil des großen Teams mit Felix Gottwald und Mario Stecher bereits neun Medaillen sein Eigen nennen darf. Doch trotz der jüngsten Serien- und Mehrfachsiege in Schwarz-Rot-Gold denkt Gruber nicht daran, weitere WM-Medaillen vorzeitig abzuschreiben: "Wir haben uns auch etwas überlegt."
Jedoch auch in der Kombination geht der Trend wie bei den Springern klar in Richtung leichterer Athleten, was den Salzburger bei 1,85Metern Körpergröße und 70 Kilogramm nicht gerade begünstigt. Derzeit wiegt er sogar eineinhalb Kilogramm weniger als in Falun - dies sei für ihn aber das Optimum. "Man braucht Fingerspitzengefühl, damit man auch noch genug Energie für die Loipe hat. Ich weiß, wo die Grenze ist und wo es sich nicht mehr so fein anfühlt. Ich habe eine gute Mischung", glaubt Gruber. Damals in Falun sei es ihm gelungen, das Maximum abzurufen. "So wie ich dort den letzten Kilometer gelaufen bin, habe ich meinem Körper nichts geschenkt und alles herausgeholt. Ich hoffe, dass mir das hier auch so gelingt", sagt der Gewinner von sechs Weltcup-Bewerben (der letzte vor einem Jahr in Val di Fiemme).