Der Ausbau der Kinderbetreuung in Niederösterreich geht mit massivem Personalbedarf einher. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verwies am Montag bei einer Pressekonferenz auf 600 Elementarpädagoginnen und bis zu 1.750 Betreuerinnen und Betreuer, die zusätzlich benötigt würden. Schon ab Herbst werden laut ÖVP-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister Pilotkindergärten in allen sechs Bildungsregionen für Zweijährige ihre Pforten öffnen.
Bündel an weiteren Maßnahmen
Vorgesehen ist der Ausbau der Kinderbetreuung sukzessive bis 2027. "Wir gehen davon aus, dass pro Jahr mindestens 150 neue Elementarpädagoginnen erforderlich sind", sagte Mikl-Leitner in St. Pölten. Es sei bereits ein Vorgriff erfolgt, indem zuletzt zu den jährlich 300 üblicherweise benötigten Pädagoginnen 60 weitere aufgenommen worden seien: "Derzeit verspüren wir keinen Engpass."
Begleitend werde ein "Bündel an Maßnahmen" umgesetzt, um mehr Elementarpädagoginnen anzusprechen. So gebe es Jobzusagen bereits im letzten Ausbildungsjahr, zudem werde die niedriger bezahlte Einstiegsphase von drei Jahren auf ein Jahr verkürzt. Außerdem sollen während der Ausbildung auch bezahlte Praktika ermöglicht werden.
Im November beschlossen
Im Landtag beschlossen wurde der Ausbau der Kinderbetreuung im November 2022. Der Zeitplan sieht das Senken des Eintrittsalters in Landeskindergärten von aktuell zweieinhalb auf zwei Jahre ab September 2024 vor. Schon ein Jahr früher werden laut Teschl-Hofmeister in einigen Pilotkindergärten auch Zweijährige betreut. Mögliche Standorte würden derzeit geprüft.
Ab September diesen Jahres soll es ein Gratis-Angebot am Vormittag für alle unter sechs Jahren sowie ein flächendeckendes und leistbares Nachmittagsangebot geben. Kommen sollen ebenfalls kleinere Gruppen in Kindergärten, mehr Betreuer für Kleinkinder und weniger Schließtage. Investiert werden bis zu 750 Millionen Euro zusätzlich bis 2027. 400 Millionen Euro kommen laut Mikl-Leitner vom Land, 350 Millionen "stemmen Gemeinden und Städte". Das Investment werde "für die personellen Ressourcen" und für Infrastruktur benötigt.
Matthias Stadler, Vorsitzender des NÖ Städtebunds und SPÖ-Bürgermeister von St. Pölten, rechnet für die Landeshauptstadt mit 27 zusätzlichen Kindergartengruppen. Als Herausforderung bezeichnete er, bei den Betreuerinnen und Betreuern ausreichend "engagiertes, qualifiziertes und motiviertes Personal" aufstellen zu können. In diesem Segment wurde laut Teschl-Hofmeister die Ausbildung von einem Jahr auf zwei Jahre gestreckt, u.a. um eine berufsbegleitende Absolvierung zu fördern. Für Johannes Pressl, Präsident des NÖ Gemeindebunds, ist das Kinderbetreuungspaket "eine Frage der Lebens- und Standortqualität in den Gemeinden". Als nächster Schritt werde auf kommunaler Ebene die Bedarfsfeststellung abgeschlossen. (apa)