St. Pölten. Die ÖVP hat bei der niederösterreichischen Landtagswahl am Sonntag in 566 der 573 Gemeinden Einbußen hinnehmen müssen. Auffallend waren starke ÖVP-Verluste in Waidhofen an der Ybbs, der Heimatstadt von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, wo die ÖVP gegenüber 2018 um 18,4 Prozentpunkte auf 36,8 Prozent abstürzte. Die FPÖ verdrängte mit 23,2 Prozent (+12,3 Prozentpunkte) die SPÖ wie auf Landesebene von Platz zwei.

Bemerkenswert ist auch das Ergebnis in Ybbsitz, Heimatgemeinde des ÖVP-Fraktionsführers im parlamentarischen ÖVP-Untersuchungsausschuss, Andreas Hanger Die ÖVP sackte um 24,5 Prozentpunkte auf 38,1 Prozent ab. Wie landesweit profitierte die FPÖ mit plus 20 Prozentpunkten und 32,2 Prozent stark.

Überdurchschnittlich hoch fielen die ÖVP-Verluste in den Heimatgemeinden zweier niederösterreichischer Minister aus. In Texing (Bezirk Melk), aus der Innenminister Gerhard Karner stammt, sackte die ÖVP um 24 Prozentpunkte auf 50,6 Prozent ab. In Gresten (Bezirk Scheibbs), Heimat von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, fiel die ÖVP um 17,1 Prozentpunkte auf 36,2 Prozent zurück. Die ÖVP musste auch in Klosterneuburg, der Heimat von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, mit 42,2 Prozent ein Minus von rund sechs Prozentpunkten hinnehmen.

Dämpfer für SPÖ in St. Pölten

Die SPÖ musste in der Landeshauptstadt St. Pölten, in der SPÖSpitzenkandidat Franz Schnabl wohnt, mit minus 8,9 Prozentpunkten und nur mehr 27,8 Prozent einen besonders schweren Rückschlag hinnehmen. Die ÖVP verlor zwar auch 8,2 Prozentpunkte, blieb aber mit 30 Prozent stärkste Kraft, die FPÖ legte 8,6 Prozentpunkte zu und schaffte damit 22,4 Prozent. Bei der Gemeinderatswahl im Jänner 2021 hatte die SPÖ mit Bürgermeister Matthias Stadler mit 56 Prozent die absolute Mehrheit verteidigt.

Die SPÖ verlore in 500 Gemeinden gegenüber 2018, in Horn gab es keine Veränderung, nur in 72 Gemeinden ein Plus. Das beste SPÖ-Ergebnis gab es mit 48,2 Prozent in Angern an der March.

Deutlich dazugewinnen konnte die SPÖ in Traiskirchen um 3,8 Prozentpunkte auf 46,6 Prozent. In der Stadt mit dem Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge hatte Bürgermeister Andreas Babler auf dem 35. SPÖ-Listenplatz um Vorzugsstimmen gekämpft. Die Freiheitlichen hatten dort deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt um 3,2 Prozentpunkte auf 21,3 Prozent zugelegt.

Die FPÖ verzeichnete in 571 und damit fast allen Gemeinden Zuwächse. Ausnahmen waren die Mini-Gemeinde Großhofen mit minus 10,9 Prozentpunkten und Mannsdorf an der Donau mit minimalen Einbußen. Der höchste Zuwachs wurde in Altmelon im Waldviertel mit plus 24,2 Prozent verbucht, wo es mit 43,7 Prozent auch landesweit das beste Ergebnis für die Freiheitlichen gab.

Grüne, Neos stark um Wien

Bei der FPÖ sticht vor allem Wiener Neustadt, Heimatstadt von Spitzenkandidat Udo Landbauer, heraus. Mit 28,2 Prozent (plus 8,3 Prozentpunkte) wurde die SPÖ wie auf Landesebene überflügelt. Die ÖVP schaffte 31,3 Prozent (minus 7,1 Prozentpunkte).

Die Spitzenkandidatin der Grünen, Helga Krismer, hat in ihrer Heimatstadt Baden, in der sie auch Vizebürgermeisterin ist, mit 14,1 Prozent ein leichtes Minus um 0,3 Prozentpunkte hinnehmen müssen. In ganz Niederösterreich gab es aber für die Grünen plus 1,2 Prozentpunkte und Zuwächse in 453 Gemeinden, in 117 Kommunen Verluste. Das Top-Ergebnis wurde in St. Andrä-Wördern mit knapp 18 Prozent und einem Plus um 2,6 Prozentpunkten erreicht. Dahinter folgten Maria Enzersdorf, Eichgraben, Mödling und Purkersdorf.

Die Neos haben in Brunn am Gebirge, der Heimatgemeinde von Spitzenkandidatin Indra Collini, minimal auf 12,2 Prozent zugelegt. Für die Neos gab es aber in 497 Gemeinden Gewinne, in 76 fuhren sie Verluste ein. Ihr bestes Ergebnis erzielten sie in Andlersdorf im Weinviertel mit 19,5 Prozent. Dahinter folgen die Kommunen im Wienerwald, nämlich Gießhübl, Perchtoldsdorf und Hinterbrühl.(red./apa)