Wien. Einst waren es die Gemeindezusammenlegungen, nun sind es die Spitäler: Die Reform des Gesundheitswesens im obersteirischen Bezirk Liezen spaltet in der Steiermark die Gemüter.

Das neue Leitspital Liezen soll bis 2025 um rund 250 Millionen Euro in der Gemeinde Stainach-Pürgg gebaut werden. Die bestehenden Krankenhäuser in Bad Aussee, Rottenmann und Schladming werden laut dem Plan zu Gesundheitszentren für die Primärversorgung oder zu Facharztzentren umfunktioniert.
Neben der schwarz-roten Landesregierung sprechen sich leitende Ärzte und die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft für das Projekt aus. Laut den Befürwortern wird das Leitspital die Gesundheitsversorgung in der Region verbessern. Denn drei Standorte seien langfristig nicht zu betreiben: Für solch kleine Spitäler mit geringen Fallzahlen bei Operationen könne man nicht genügend Ärzte anwerben, so das Argument. Daher müsse die Gesundheitsversorgung beim Leitspital konzentriert werden.
KPÖ, FPÖ und die Bürgerinitiative BISS sehen in dem Projekt hingegen eine Ausdünnung der ländlichen Gesundheitsinfrastruktur. Sie befürchten, dass Notfälle in den geplanten Gesundheitszentren nicht betreut werden können und sich die medizinische Versorgung vor allem für ältere Menschen verschlechtern wird.
SPÖ schwenkte um
Die emotionale Diskussion um die Reform mündete im April 2019 in eine Volksbefragung im Bezirk. 67 Prozent der Wähler votierten gegen das Spitalprojekt. Rechtlich bindend ist das Ergebnis nicht. Der zuständige ÖVP-Landesrat Christopher Drexler will am Projekt festhalten und die Bevölkerung verstärkt informieren.
Im Wahlkampf wird nun weiterdebattiert. Vergangene Woche überraschte SPÖ-Spitzenkandidat Michael Schickhofer: Er sprach sich gegen den Bau in Stainach-Pürgg aus. Stattdessen will er den Standort Rottenmann zum Leitspital ausbauen und die Standorte in Bad Aussee und Schladming erhalten. Damit es so kommt, müsse aber die SPÖ die Wahl gewinnen, so Schickhofer.
Die ÖVP sprach von einem Wackelkurs Schickhofers, die KPÖ kritisierte, dass die SPÖ die "Gesundheitsversorgung zum Wahlkampfgag" mache. Die Aussagen Schickhofers seien unglaubwürdig, meinen die Grünen. Die Gesundheitsreform wäre der einzige Erfolg der Landesregierung gewesen, so die Neos.(dab)