Boah, der Schützenhöfer", staunen einige Punks, die sich gerade mit Dosenbier eingedeckt haben, als der Landeshauptmann mit seinem Tross durch die Grazer Herrengasse zieht. Dessen Wahlgeschenke - steirische Äpfel - sind ihnen zwar suspekt, doch immerhin macht der eine oder andere verstohlen ein Selfie.
Hermann Schützenhöfer selbst ist ganz in seinem Element, gibt den jovialen Landesvater, schüttelt Hände, scherzt mit Passanten. Extra üben musste der VP-Veteran dafür nicht, nach unzähligen Empfängen und offiziellen Amtsterminen war er trotz eines verkürzten Wahlkampfes nach der Nationalratswahl im Dauereinsatz. Auf der Straße verliert niemand ein böses Wort über ihn, nach Jahrzehnten in der Politik scheint er zum Inventar der Steiermark zu gehören. Und geht es nach ihm, soll das noch zumindest eine Amtsperiode weitergehen: "Ich persönlich habe das Gefühl, ich kann darauf zählen, dass eine relative Mehrheit sagt, der Landeshauptmann soll der Schützenhöfer sein." In einem Gespräch mit der APA fügte er jedoch auch hinzu: "Meine Zeit ist beendet, wenn ich nicht Erster werde."
Vom Ende einer Ära
Somit geht in der Steiermark am kommenden Wahlsonntag in jedem Fall eine Ära zu Ende. Falls Schützenhöfer verliert, endet eine Politikerkarriere, die 1978 als Landessekretär begann und ihre Krönung 2015 mit der Rückeroberung des Landeshauptmannsessels fand. Dabei markierte dieses Jahr gleichzeitig das historisch schlechteste ÖVP-Ergebnis auf Landesebene, als man mit 28,45 Prozent nur knapp vor der FPÖ landete. Die emotional diskutierte Gemeindereform zerzauste auch den Reformpartner SPÖ und den damaligen Landeshauptmann Franz Voves, der 29,29 Prozent erreichte.
Mit einer taktischen Meisterleistung - manche sagen: durch blanke Erpressung über die Androhung einer ÖVP-FPÖ Koalition - gelang es Schützenhöfer, als Zweiter Landeshauptmann zu werden. Die SPÖ unter Voves-Nachfolger Michael Schickhofer hat seitdem Schwierigkeiten, sich aus der Umklammerung des Koalitionspartners zu lösen. Die vorgezogene Wahl könnte nach 14 Jahren daher auch das Ende der "roten Steiermark" bedeuten - worauf Umfragen bis zuletzt hinwiesen.
Vor der Wahl Mut antrinken
Demnach dürften am Wahlabend ÖVP, SPÖ und FPÖ in dieser Reihenfolge ins Ziel laufen - die Frage ist nur, mit welchem Abstand. Laut einer Umfrage des Karmasin-Instituts trennen Volkspartei und Sozialdemokraten 13 Prozentpunkte, eine Market-Erhebung sieht hingegen ein kleineres Gefälle mit sieben Prozentpunkte. SP-Spitzenkandidat Schickhofer sieht eine "gute Chance auf Platz 1" - und trinkt sich dementsprechend Mut an. Noch am Abend vor der Wahl will er eine letzte "Beisl-Tour" starten, um potenzielle Wechselwähler auf ein "Schichtbier" einzuladen. Noch mehr Bier schenkte er in den letzten Wochen im "Leberkäs-Truck" aus, wo es für die "schwer schuftenden Arbeiter" auch eine kleine Jause gab. Zumeist stieß der gebürtige Weizer auf freundliches Desinteresse, eine echte Wechselstimmung wollte sich einfach nicht einstellen.