Das vorläufige Grazer-Ergebnis bei der steirischen Landtagswahl hat einige Überraschungen bzw. Ausreißer zu bieten. So sind die Grünen in der Landeshauptstadt nur ganz knapp hinter der ÖVP (25,1 Prozent) mit 24,7 Prozent zweitstärkste Kraft. Die KPÖ hat mit 13,23 Prozent - auch sehr knapp - die FPÖ überholt, die 13,11 Prozent einfuhr.
Die SPÖ hat in Graz mit einem Minus von 12,6 Prozentpunkten deutlich größere Verluste zu verkraften als auf Landesebene. Sie ist mit 15,5 Prozent nur mehr an dritter Stelle. Bei der Landtagswahl 2010 hatte die SPÖ mit 28,2 Prozent noch die meisten Stimmen in der Landeshauptstadt bekommen. In absoluten Stimmen hat sie die Hälfte ihrer Wähler (rund 15.000 von rund 30.000) zwischen diesen zwei Wahlen verloren.
Die ÖVP hat ein vergleichsweise kleines Plus von 1,55 Prozentpunkten eingefahren und hat sich damit von 23,6 auf 25,1 Prozent gesteigert. Die Grünen können sich über ein Plus von elf Prozentpunkten (von 13,6 auf 24,7 Prozent) freuen. Die FPÖ sackte von 20 auf 13 Prozent ab. Die NEOS konnten sich im Vergleich zu Landtagswahl 2010 von vier auf acht Prozent verdoppeln.
ÖVP schnupft FPÖ-Verluste auf
Ein sehr einheitliches Bild der Landtagswahl zeichnete sich in den Industriestädten der Weststeiermark sowie in der Mur-Mürzfurche mit den hoch spezialisierten Stahlindustrien: Die SPÖ hielt - meist mit Verlusten - den ersten Platz, die ÖVP schnupfte fast überall die Verluste der FPÖ spiegelgleich auf und stieß auf den zweiten Platz vor. Fast überall gewannen auch Grüne, KPÖ und NEOS.
In der Papierindustriegemeinde Pöls-Oberkurzheim hielt sich die SPÖ, die Volkspartei nahm den Blauen den zweiten Platz ab. Ein gleiches Bild herrschte in Zeltweg, Fohnsdorf, Judenburg und Knittelfeld. In der oststeirischen Industriestadt Weiz mit u.a. Siemens, Magna und Andritz-Hydro hielten sich die roten Abgänge in Grenzen. Lediglich 2,4 Prozentpunkte auf 41,4 Prozent betrugen hier die Verluste. Die Volkspartei holte sich fast exakt die Abgänge der Freiheitlichen von 9,24 Prozentpunkten und stieß mit fast 27 Prozent auf Platz zwei vor.
In der traditionell tiefschwarzen Oststeiermark, in Gemeinden wie Straden, Gnas oder Großwilfersdorf gelang der ÖVP die absolute Mehrheit, fast durchgehend aber eine deutliche relative Mehrheit vor SPÖ und FPÖ.
Der weststeirische Industrieraum mit den Kommunen Bärnbach, Kainach, Rosental, Köflach und Maria Lankowitz bildete eine rote Insel in der ansonsten schwarzen Weststeiermark. Hier konnten die Roten ihre Mehrheiten halten und teils sogar dazugewinnen, wie etwa in Bärnbach mit über 40 Prozent.
Trotz Verlusten auf Platz eins
Ein anderes Bild zeigte sich in einer roten Hochburg, nämlich Mürzzuschlag. Hier verlor die SPÖ leicht, aber die ÖVP zog ziemlich von den Freiheitlichen ab und überrundete diese bei weitem. In Leoben mit der Montanuni und der Voestalpine blieb die Sozialdemokratie trotz Verlusten von fast 8 Prozentpunkten stärkste Partei mit 35,22 Prozent. Aber auch hier jagte die Volkspartei den Freiheitlichen eindrucksvoll den zweiten Platz ab - mit 23,4 bzw. 17,4 Prozent drehten sich die Verhältnisse gegenüber 2015 fast genau um.
In allen Orten des industrialisierten Mürztales hielt sich die SPÖ, die ÖVP schaffte in zwei Orten Mehrheiten - in Langenwang verteidigten sie ihre Führungsrolle, in Krieglach schnupfte Schwarz alle FPÖ-Verluste auf und eroberte die Mehrheit in der Peter Rosegger-Gemeinde. Im erzroten Kapfenberg schließlich - hier wird von der Voest unter wohlwollender Förderung des Landes das erste Stahlwerk in Österreich seit Jahrzehnten errichtet - legte die ÖVP um fast 11 Prozentpunkte zu und wurde zweistärkste Kraft - wieder zulasten der Blauen. Die SPÖ baute um fast 5 Prozentpunkte ab, behielt aber mit rund 42,2 Prozent vor der ÖVP mit 22,7 Prozent den ersten Platz. Auffallend - in allen diesen Gemeinden legten Grüne, KPÖ und NEOS beachtlich zu. (apa)