Der Schock in der SPÖ und der ÖVP saß tief, als gestern nach und nach die Ergebnisse aus den Gemeinden eintrudelten. Die Landtagswahlen in der Steiermark und im Burgenland brachten das, was gemeinhin ein "politisches Erdbeben" genannt wird. Die FPÖ konnte stimmenmäßig beinahe zu SPÖ und ÖVP aufschließen. Im Burgenland verlor Landeshauptmann Hans Niessl ebenfalls stark und muss das bisher schlechteste Ergebnis der Partei zur Kenntnis nehmen. Auch die Volkspartei muss in beiden Ländern ihre historischen Tiefstände verdauen, sie verlor ähnlich hoch wie die SPÖ.
Für Polit-Experten erstaunlich war, dass die FPÖ eine derart hohe Ernte einfahren konnte. Weder Grüne noch Neos konnten vom Grad der Unzufriedenheit wirklich profitieren. Die Grünen legten leicht zu, die Neos scheiterten in beiden Ländern.
Der steirische SP-Chef und Landeshauptmann Franz Voves wollte nach dem Wahldebakel einen Rücktritt zwar weder ausschließen noch bestätigen und verwies auf die Parteigremien am Montagnachmittag – dort werde man sich mit der Frage beschäftigen, wie es weitergehe. Allerdings wiesen die Zeichen am Wahlabend in Richtung Fortsetzung der rot-schwarzen Koalition.
Hauptgrund für die Wählerverschiebungen war in beiden Ländern die Themenlage. Anders als bei früheren Wahlen konnten sich ÖVP und SPÖ nicht von Bundesthemen abgrenzen und ihren Persönlichkeits-Bonus ausspielen. Zu präsent waren die nationalen und globalen Themen Asyl, Sicherheit, Zuwanderung und Rekordarbeitslosigkeit auch vor Ort.
Wobei es Hans Niessl noch eher gelang, sich als Beschützer seiner Klientel zu präsentieren, als Franz Voves. Sein partnerschaftlicher Wahlkampf mit der Volkspartei, der darauf abzielte, die Lorbeeren für die "Reformpartnerschaft" zu ernten, ging daneben. Die Menschen schauten bei Wahlen noch selten in die Vergangenheit.