Mit dem Schließen der letzten Wahllokale für die Nationalratswahl am Sonntag um 17 Uhr ist das heurige Wahljahr nicht beendet. Während auf Bundesebene die Verhandlungen über die künftige Bundesregierung laufen werden, kommt der Wahlkampf für Landtagswahlen in zwei Bundesländern jetzt im Herbst erst richtig auf Touren. 2020 folgen dann das Burgenland und Wien.

Vorarlberg: Bei der Vorarlberger Landtagswahl am 13. Oktober kämpfen zwölf wahlwerbende Gruppen, so viele wie noch nie, um die Stimmen der rund 270.000 Wahlberechtigten. Die ÖVP mit Landeshauptmann Markus Wallner büßte 2014 neun Prozentpunkte ein und verlor mit 41,8 Prozent die absolute Mehrheit. Die Folge war die Premiere einer schwarz-grünen Koalition in Vorarlberg. Diese steht nun erstmals auf dem Prüfstand. Wallner hat nach der Ibiza-Affäre einer schwarz-blauen Zusammenarbeit eine Absage erteilt. Für die Grünen (17,1 Prozent) mit Johannes Rauch an der Spitze ist die Fortsetzung von Schwarz-Grün kein Automatismus.

Die Volkspartei im Ländle ist um einen eigenständigen Kurs gegenüber dem Bund bemüht. Wallner hat wegen der vorgezogenen Nationalratswahl die Landtagswahl auf den 13. Oktober geschoben. Die FPÖ war 2014 mit 23,4 Prozent zweitstärkste Kraft und möchte Schwarz-Blau im Land. Für die SPÖ ist Vorarlberg die Problemzone schlechthin in den Bundesländern mit zuletzt nur mehr ganz mageren 8,8 Prozent. Hingegen kamen die Neos auf Anhieb in den Landtag.

Steiermark: In der Steiermark findet die Landtagswahl am 24. November statt. Die Ausgangslage ist brisant, der Haussegen in der rot-schwarzen Koalition hängt völlig schief. Denn die ÖVP mit Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat trotz aufrechter Koalition mit der SPÖ gegen deren erklärten Widerstand schließlich mit FPÖ und Grünen ein Vorziehen der Wahl von Mai 2020 beschlossen. 2010 war unter Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) nach jahrelangen Reibereien mit Schützenhöfer die rot-schwarze "Reformpartnerschaft" begründet worden. Nach kräftigen Verlusten wegen des Reformkurses überließ nach der Wahl 2015 der abtretende Voves trotz Platz eins für die SPÖ überraschend Schützenhöfer den Landeshauptmannposten, seinem SPÖ-Nachfolger Michael Schickhofer blieb nur der Sessel des Vizelandeshauptmanns.

In der Steiermark lauern hinter Rot und Schwarz die Freiheitlichen, die den beiden Regierungsparteien 2015 mit 26,8 Prozent schon ganz nahe gerückt sind. Bei der Nationalratswahl hat FPÖ-Spitzenkandidat Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek als "mittelfristiges" Ziel den Posten des Landeshauptmannes ausgegeben. Die Grünen konnten bei der vergangenen Landtagswahl mit 6,7 Prozent nur leicht zulegen, die KPÖ schaffte mit 4,2 Prozent knapp den Landtagseinzug, den die Neos verpasst haben.

Das Burgenland wählt am 26. Jänner kommenden Jahres einen neuen Landtag. Dort steht erstmals die 2015 noch unter Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) paktierte rot-blaue Koalition, die auf Bundesebene auf massiven Widerstand gestoßen ist, auf dem Prüfstand. Sein SPÖ-Nachfolger an der Landessspitze, Ex-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil, hat unmittelbar nach Auffliegen der Ibiza-Affäre im Mai das Vorziehen der Landtagswahl um ein paar Monate durchgeboxt. Die FPÖ gab sich nach außen gelassen. Ein ÖVP-Vorstoß für eine Zusammenlegung mit der Nationalratswahl wurde abgeschmettert.

Wien: Mit der Gemeinderatswahl in Wien, die regulär im Herbst 2020 auf dem Kalender stehen würde, kommt es zur Bewährungsprobe für die seit 2010 paktierte rot-grüne Stadtregierung. Allerdings unter neuen Vorzeichen: Die SPÖ mit Bürgermeister Michael Ludwig und die Grünen mit Vizebürgermeisterin Birgit Hebein gehen mit neuen Spitzenkandidaten ins Rennen. Mit besonderer Spannung wird erwartet, welche Folgen die Turbulenzen in der FPÖ um Ex-Obmann Heinz-Christian Strache haben werden und wie die ÖVP nach dem Tiefststand 2015 abschneiden wird.