Alles normal? Das war weder der Wahlkampf, noch die Finali der Parteien, die sich in  Wien der Wahl stellten. Nur FPÖ und Team Strache machten Events wie in Wahljahren ohne Corona-Krise. Die SPÖ und Bürgermeister Michael Ludwig funktionierten einen Medienauftritt zum Weltmädchentag zum kleinen Finale um, die ÖVP auf einen Mix aus Online-Publikum und Live-Politik vor ihrer Partei-Zentrale. Die Grünen mussten ihren Event wegen eines Corona-Falls absagen, die Neos machen ihren morgen.

Gleichberechtigung als roter Schlusspunkt

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig stellte sich gemeinsam mit Frauenstadträtin Kathrin Gaál und der Wiener SPÖ-Frauenvorsitzenden Marina Hanke in Wien Floridsdorf das letzte Mal vor der Wahl öffentlich den Medien und möglichen Wählerinnen und Wählern. Der Anlass: der Internationale Weltmädchentag, der am Wahlsonntag stattfindet. Die SPÖ stellte damit Gleichberechtigung, schon zwischen Mädchen und Buben ins Zentrum ihres Finales. Es gebe Hindernisse, die sich Mädchen in den Weg stellen, "viele davon sogar unüberwindbar", die Mädchen Entfaltungsmöglichkeiten, ihr Leben frei nach ihren Vorstellungen zu gestalten, nehmen würden. "Wir wollen Mädchen stärken und ihnen ihre Möglichkeiten aufzuzeigen. Das Motto ist: Traut euch alles zu!", sagte Frauenstadträtin Kathrin Gaál. "Das Geschlecht darf nicht mehr den Lebensweg vorherbestimmen", bekräftigte Ludwig.

ÖVP motivierte mit Kurz

Das türkise Abschlussevent vor der ÖVP-Parteizentrale fand zwar - wie schon der Auftakt - wieder ohne Publikum statt. ÖVP-Unterstützung aus dem Volk und Funktionärinnen und Funktionären holte man sich per Videokonferenz dazu. Neben Spitzenkandidat, Finanzminister Gernot Blümel, war auch der Bundesparteichef, Bundeskanzler Sebastian Kurz, geladen, um per Liveschaltung ins Internet zu motivieren, das Kreuzerl am Sonntag bei der Volkspartei zu machen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Für mehr Türkis. Für Wien." Kurz sagte, dass er ein gutes Ergebnis "fast schon erwarte" und lobte den Wiener Parteichef Gernot Blümel. Dieser sei kein Freund der deftigen Worte, sondern jemand, der versuche, mit Argumenten zu überzeugen. Blümel bedankte sich für den Zuspruch im Wahlkampf, und sagte: "Aber unsere Liebe macht uns nicht blind für die Herausforderungen, die es in der Stadt gibt."

Grüne Absage und Kogler auf Facebook

Die Wiener Grünen müssen ihren für Freitag geplanten Wahlkampfabschluss kurzfristig absagen. "Grund ist ein heute Früh bekannt gewordener Fall eines positiv getesteten Mitarbeiters im Kampagnenteam der Grünen Wien", hieß es in einer Aussendung. Spitzenkandidatin Birgit Hebein bzw. Mandatare des Klubs seien davon laut Apa nicht betroffen. Die verlagerte den Wahlaufruf kurzerhand auf ihre Social-Media-Kanäle: "Am Sonntag geht's um jede Stimme. Wer eine grüne Stadt will, muss auch Grün wählen!", hieß es da. Und postete Vizekanzler Werner Kogler, der beim grünen Finale dabei sein hätte sollen, ebenso dort als Video: Er stellte die Koalitionsfrage - Rot-Grün oder Rot-Türkis - als Motivation gegenüber: die Fortsetzung eines "ökologischen und sozialen Kurs" oder den "Rückschritt in die fossile Vergangenheit". Wien gehöre zu den "geilsten Metropolen der Welt", auch wegen zehn Jahren grüner Regierungsbeteiligung.

Team Strache geißelte "Corona-Irrsinn"

Vor dem Bezirksamt des dritten Wiener Bezirkes hat Heinz-Christian Strache am Freitag seine letzte größere Wahlkampf-Veranstaltung vor der Wien-Wahl am Sonntag abgehalten. Nachdem er selbst seine Stimme per Briefwahl abgegeben hatte, warnte er einmal mehr vor dem politischen Islam und wetterte gegen die "katastrophalen" Corona-Maßnahmen der Bundesregierung. Er hofft auf ein zweistelliges Ergebnis für seine Liste, also für eine "starke rot-weiß-rote Koalition", sagte er. Schon am Mittwoch hat Strache als erste Partei den Wien-Wahlkampf offiziell beendet, am traditionellen FPÖ-Platz, mit einem Open-Air-Event am Favoritner Viktor-Adler-Markt. Auch hier geißelte Strache den "Corona-Irrsinn". Geladen hatte das Team Strache zu einem "Fest der Freiheit", zu dem geschätzte 300 Anhänger - unterschiedlich diszipliniert in Sachen Masken- und Abstandsregeln - gekommen waren.

Beide Parteichefs als Schützenhilfe

Für den ebenfalls am Viktor-Adler-Markt anberaumten Wahlkampfabschluss der FPÖ holte sich Spitzenkandidat Dominik Nepp am Freitag Unterstützung aus dem Bund, von Parteichef Norbert Hofer und Klubchef Herbert Kickl. Wie immer dabei, die John-Otti-Band. Nepp verkündete erneut, das "einzige starke Gegengewicht zur rot-schwarz-grünen Einheitspolitik" sein zu wollen. Altbekanntes, wenig überraschendes Hauptthema: ein Zuwanderungstopp. Die FPÖ selbst sendete aus, dass es 2000 Anhänger am Viktor-Adler-Markt in Wien Favoriten dabei gewesen seien - Maskenträgerinnen und -träger sind auf den Fotos des dicht gedrängten Publikums unter blauen Luftballons nur vereinzelt zu sehen. Und wenn, dann auch mal am Kinn oder mit freier Nase. Nepp hatte ja auch schon davor betont, im Wahlkampf Hände zu schütteln. Schutz vor der Corona-Pandemie ist offenbar auch hier nur das Thema, um sich an der Regierung abzuarbeiten.

Neos mit Finale am Samstag

Die Wiener Neos läuten am Samstag ihr Finale des Wien-Wahlkampfs 2020 unter dem Motto "Aus Wien Mitte für die Mitte der Gesellschaft!" in Wien Mitte ein. Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr hatte SPÖ-Neos im Wahlkampf wiederholt als eine dritte Koalitionsvariante angeboten. Die Wiener Neos "glauben an die reale Chance einer Regierungsbeteiligung in der kommenden Legislaturperiode", hieß es zuletzt in einer Aussendung. Es gebe fünf Koalitionsbedingungen: mehr Geld für Schulen, ein Klimaschutzgesetz, eine Gebührenentlastung für Betriebe, eine Ausweitung der Stadtrechnungshof-Prüfkompetenz auf Parteifinanzen und eine "Grätzel-Offensive" für die Außenbezirke. "Das sind keine Forderungen, sondern rote Linien", machte Wiederkehr deutlich. Anders als die Grünen werde man eben kein bequemer Partner sein. (apa, red)