Wien. Es ist skurril, was die FPÖ da als Video unter die Wählerinnen und Wähler brachte. Der echte designierte Parteiobmann Norbert Hofer trifft einen Schauspieler, der ÖVP-Obmann Sebastian Kurz mimt, zur Paartherapie. Es ist von der "guten", "harmonischen", gar "großartigen" Beziehung die Rede. "Wollen Sie das wirklich riskieren, nur wegen Ibiza?", lässt die FPÖ die Therapeutinnen-Schauspielerin sagen.

Sie darf das Ibizia-Video, in dem der frühere FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ganz ungeniert Gegenleistungen für Geldspenden anbot, als "Dummheit" verharmlosen - und an ÖVP und das Wahlvolk gerichtet sagen: "Oft braucht es nur einen kleinen Schubser, um gemeinsam weiterzumachen."

Die Taktik fährt die FPÖ bereits seit Monaten. Strache selbst sprach von der "b’soffenen G’schicht". "Es wird suggeriert, Männer sind halt so in Anwesenheit von feschen Frauen. Als wäre es ein individueller Moment persönlicher Schwäche gewesen. Dass hier ein zumindest fragwürdiger Zugang zur politischen Moral zu sehen ist und das System in der Partei hat, soll in den Hintergrund treten", erläutert Alexa Jirez, die sich im gewerkschaftlichen Bereich mit Framing auseinandersetzt.

Denn es ist Framing, was die FPÖ hier versucht. Laut Duden geht es dabei um die "Einbettung eines Themas in einen subjektiven Deutungsrahmen". Kommunikationsmanagerin Elisabeth Pechmann erklärt es einfacher: "Es geht darum, unseren Blickwinkel auf das Geschehen zu steuern und zu manipulieren." Eine Methode, die auch ÖVP und SPÖ nicht fremd ist.

Homer Simpson statt
Homo Oeconomicus

Wie macht man das? So wie zum Beispiel Novomatic, sagt Pechmann. Strache behauptete im Ibiza-Video bekanntermaßen: "Die bezahlen alle", was der Glückspielkonzern stets von sich wies und weist. Nun aber ist auf ganzseitigen Zeitungsinseraten und auch Online-Werbung des Unternehmens der Satz "Wir zahlen alle" zu lesen - mit der Erläuterung allerdings, dass der Konzern alle Steuern zahle. "Ein hervorragendes Beispiel, wie man aus einer Krise gute Werbung macht", stellt Pechmann, die auch Wirtschaftspsychologin ist, fest. Ein hervorragendes Beispiel auch für Reframing, also Umdeutung.

Warum funktioniert das auch in der Politik? "Weil der Mensch kein Homo Oeconomicus ist, der Entscheidungen ausschließlich aufgrund vernünftiger, sachlicher Kriterien trifft", sagt Pechmann. Im Gegenteil: "Wir Menschen sind höchst erratische, gefühlsbetonte Wesen, die viele Pi-mal-Daumen-Bauchentscheidungen treffen."