Wien. Die Steuerlast auf Arbeit ist in Österreich zu hoch. Das sagen nicht nur Wirtschaftsforschungsinstitute, sondern auch die zum Unique-Talk eingeladenen Andreas Hanger (ÖVP), Jan Krainer (SPÖ), Erwin Angerer (FPÖ), Gerald Loacker (Neos) und Markus Koza, der für die Grünen kandidiert. Das ist aber auch schon die einzige Ungerechtigkeit, die die Männerrunde im Steuersystem gleichermaßen sieht. Beim Weg zu mehr Gerechtigkeit in der Steuerlast gibt es aber deutlich unterschiedliche Vorschläge.

Arbeit entlasten, Vermögen belasten

SPÖ-Nationalratsabgeordneter Kai Jan Krainer will Steuerlasten neu verteilen. Es gebe hohe Steuern auf Arbeit, wenig auf Kapital und Vermögen: "Wir wollen also nichts total Arges, sondern die Schieflage im System beseitigen." Das Geld für die Entlastung der Arbeitnehmer soll zum Teil aus Steuern auf Vermögen und Erbschaften sowie Schenkungen kommen.

"Moderate" 25 bis 30 Prozent wären etwa bei Erbschaften über einer Million Euro fällig. "Moderat, weil Erbschaften in manchen Ländern bis zu 77 Prozent besteuert werden - und zwar nicht in kryptokommunistischen Ländern, sondern in den USA", sagt der SPÖ-Abgeordnete. Dass solche neuen Steuern unpopulär sind, glaubt er nicht, sondern: "Sicher freuen sich nicht alle, der eine unter 100 mit dem Vermögen sicher nicht, aber 99 schon."

Anders als die SPÖ sieht die FPÖ in der geringen Belastung von Vermögenden keine Ungerechtigkeit gegenüber dem "kleinen Mann", den sie vertreten will. FPÖ-Nationalratsabgeordneter Erwin Angerer: "Wir sprechen uns gegen Vermögenssteuern aus, weil wir glauben, dass damit wieder die breite Masse besteuert wird." Auch Gerald Loacker, Abgeordneter der Neos, gehört zu jenen, die sich nicht freuen - nicht wegen seines Vermögens, sondern: "Erbschaftssteuern sind am Ende des Tages eine Schnüffelsteuer. Der Staat will dann wissen, wie viele Goldmünzen Sie haben und wie viel das Teeservice wert ist."

Kalte Progression abschaffen

Die Ungerechtigkeit im Steuersystem sieht Loacker außerdem vielmehr gegenüber mittleren Verdienern: "Die mit 2000 bis 5000 Euro Einkommen, zahlen voll drauf." 2018 habe der Staat ein Plus von acht Prozent mehr Lohnsteuern eingenommen: "Da rinnt das Geld beim offenen Fenster herein", sagt Loacker.

Wegen der kalten Progression verschwinde mehr als die Hälfte einer Lohnerhöhung im Steuertopf: "Da müssen wir reinholzen, was das Zeug hält!" Die Neos wollen die kalte Progression abschaffen, außerdem den CO2-Ausstoß höher besteuern. Den Plan von ÖVP und FPÖ, weniger Sozialversicherung von kleineren Einkommen einzuheben, hält Loacker für ungerecht: "Jemand, der in Vollzeit arbeitet, hat davon weniger als jemand, der in Teilzeit im Büro 1300 Euro verdient. Ist das fair? Nein!"