Ottnang/Wien. "Die Situation ist so, dass wir von drei nur mehr einen haben." Friedrich Neuhofer, Bürgermeister von Ottnang am Hausruck im Bezirk Vöcklabruck, ist seit Anfang Juli auf der Suche nach einem weiteren Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag für die rund 4000 Einwohner zählende Marktgemeinde. "Man würde ihn nach Kräften unterstützen", so der ÖVP-Bürgermeister zur "Wiener Zeitung": "Da würde sich die Gemeinde beteiligen." Etwa in Form eines Mietzinszuschusses. Räumlichkeiten für eine Ordination seien vorhanden. Die Situation sei auch entstanden, weil einer der bisherigen Hausärzte in die Nachbargemeinde übersiedelt sei, wo dieser auch eine Hausapotheke führen könne, sagt Neuhofer.
Ottnang ist kein Einzelfall. Auch in Aschach an der Donau und in Perg im unteren Mühlviertel lief seit Juli die Suche nach einem Hausarzt mit Kassenvertrag. Im gesamten Bundesland waren nach den Daten der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse 18 Kassenstellen für Allgemeinmediziner mit 1. Juli dieses Jahres unbesetzt. 672 Vertragsärzte umfasst das Netz der Allgemeinmediziner im Bundesland. Rund 97 Prozent der Stellen seien derzeit besetzt, wird daher in der Gebietskrankenkasse in Linz betont.
Bundesweit zählte der Hauptverband der Sozialversicherungsträger mit Stand vom Mai dieses Jahres 84 offene Stellen für Hausärzte, dazu kamen bundessweit 52 offene Kassenstellen für Fachärzte. Mit dem Hinweis darauf, dass rund 99 Prozent der Kassenstellen besetzt seien, hält man es dort für einen "Mythos", dass dramatisch viel Stellen leer stünden.
"Falscher Ansatz"
Tatsache ist, dass sich Bürgermeister wie jener in Ottnang mit der Nachbesetzung freigewordener Hausarztstellen abmühen. Die Situation hat die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und den Ärztemangel wenige Wochen vor der Nationalratswahl auch zum Thema im Wahlkampf werden lassen. Die SPÖ will unter anderem mit Stipendien für Medizinstudenten gegensteuern. Im Gegenzug sollen sich Studierenden verpflichten, fünf Jahre lang mit einem Kassenvertrag als Allgemeinmediziner zu arbeiten.
In der ÖVP hat sich Obmann Sebastian Kurz nach Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner dafür ausgesprochen, die Zahl der Studienplätze für Mediziner - im bevorstehenden Herbstsemester sind es 1680 - zu verdoppeln. Das lehnt der Rektor der Medizin-Universität Wien, Markus Müller, ab. Er hält das für den "falschen Ansatz", weil Österreich mit Steuergeld noch mehr Ärzte, die nach dem Studium in anderen Ländern arbeiten, ausbilden würde.