Wer sich von keiner der großen Parteien angesprochen fühlt, kann auch am 29. September auf eine der kleineren, bundesweit kandidierenden Listen ausweichen - vorausgesetzt, er oder sie steht deutlich links der Mitte. Ein bundesweites Antreten haben nämlich nur die KPÖ ("Liste "Alternative Listen, KPÖ Plus, Linke und Unabhängige") und die Gruppierung "Wandel" (Wandel - Aufbruch in ein gemeinwohlorientiertes Morgen mit guter Arbeit, leistbarem Wohnen und radikaler Klimapolitik. Es gibt viel zu gewinnen.") geschafft. Im Burgenland können Wähler recht deutlich rechts der Mitte zusätzlich auch die "Christliche Partei Österreichs (CPÖ), in Kärnten einen Rest des BZÖ, die "Allianz der Patrioten", ankreuzen. In Oberösterreich kandidiert mit der Sozialistischen Linkspartei (SLP) eine weitere linke Kleinpartei, in Wien das (Satire-)Projekt der "Bier Partei".
KPÖ und Wandel ringen dabei um jene Wahlberechtigten, die sich eine linke, alternative Partei im Nationalrat wünschen - und stehen dabei nicht nur zueinander direkt in Konkurrenz, sondern auch mit der - zusehend linkspopulistisch agierenden - Liste Jetzt von Peter Pilz, der es trotz mehrerer Abgänge und interner Querelen in der Vergangenheit noch einmal wissen will. Während die KPÖ inhaltlich auf für sie klassische Themen setzt - etwa leistbares Wohnen durch "Rückführung privater oder profitorientierter Wohngesellschaften in Gemeindebesitz" - geht es der Wandel grundlegender an. Dessen Wahlprogramm ist so geschrieben, als wären die Wahlziele bereits erreicht. "Schulen sind keine marktkonformen Ausbildungsfabriken mehr, sondern offene Räume zum Lernen, Experimentieren und Interagieren", ist dort etwa zu lesen.
Das klingt utopisch - und ist bewusst so gewählt. Wieso gibt es im Wandel-Programm kaum konkrete Projekte? "Der Gedanke dahinter ist: Bei der täglichen Politik des Klein-Klein schauen Parteien nur mehr auf das, was sie morgen oder maximal übermorgen machen. Wo unsere Gesellschaft und die Wirtschaft in einer Generation sein soll, geht dabei völlig verloren", rechtfertigt sich der Spitzenkandidat des Wandel, Faya Mulla. Der gebürtige Kärntner wechselte nach kurzer Zwischenstation als Geschäftsführer der Liste Jetzt von Peter Pilz wieder zurück zum Wandel. Die 2012 entstandene neue Gruppierung steht in einem interessanten Spannungsverhältnis zu den Kommunisten - die wiederum intern in einen Wiener und in einen Grazer Flügel unterteilt sind. Und diese harmonierten in den vergangenen Jahren keineswegs ausgezeichnet.