Wie wird am Sonntag gewählt? Das ist die große Frage, die Sonntagsfrage. Sie hält nicht nur die Parteizentralen in Atem, sondern beschäftigt auch den Wähler. Wenn die Partei seiner Wahl vorne liegt, ist er vielleicht weniger motiviert, sich ins Wahllokal zu begeben. Und sollte seine Partei laut Umfragen keine Chance haben, ins Hohe Haus einzuziehen, bekommt seine Stimme vielleicht jemand anders.

Tatsache ist, dass sich die Demoskopen immer seltener blamieren. Bei den letzten beiden Wahlen – der Nationalratswahl 2017 und der Europawahl 2019 – lagen sie mit ihren Trendansagen einigermaßen richtig. 2017 sahen die Meinungsforscher die ÖVP nur ein wenig besser, als sie dann tatsächlich war. Und die SPÖ wurde leicht unterschätzt.

Nun scheint auch dieser Wahlausgang einigermaßen festzustehen: Die SPÖ liegt weit hinter der ÖVP, und die FPÖ ist ihr auf den Fersen. Die Grünen dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder ins Parlament einziehen, für die Liste Jetzt schaut es nicht gut aus.

Dennoch sind Umfragen mit Vorsicht zu genießen, das sagen selbst ihre Urheber, die Meinungsforscher. Es gibt zu viele Variable, die den Wahlausgang beeinflussen. Zusätzlich zu schaffen machen den Polit-Auguren die hohe Zahl von unentschlossenen Wählern, die sich erst ganz zum Schluss, oft erst in der Wahlkabine, für eine Partei entscheiden.

Umfragen sind keine Prognosen. Sie können zwar Trends wiedergeben, meint etwa der Politikwissenschafter Peter Filzmaier, aber: "Wir sollten so damit umgehen, dass wir uns von der Sehnsucht nach der Kristallkugel verabschieden."