Wie erwartet verteidigt die ÖVP bei der Nationalratswahl ihren Titel - und zwar souveräner als zuletzt angenommen. Obwohl Türkis-Blau im Mai an "Ibizagate" zerbrach, die Republik innenpolitisch schwer erschüttert und Sebastian Kurz als erster Kanzler des Amts enthoben wurde, legte die ÖVP deutlich zu. Sie profitierte offenbar von der zuletzt bekannt gewordenen Spendenaffäre rund um Heinz-Christian Strache.

Video: Kurz von Wahlergebnis "überwältigt"

Auf über 37 Prozent kommt die ÖVP laut den ersten Hochrechnungen von ARGE Wahlen und SORA, das bedeutet 5,5 Prozentpunkte mehr als 2017. Der Vorsprung von rund 14,6 Prozentpunkten ist der größte bei einer Nationalratswahl in der zweiten Republik - 1990 lag die SPÖ mit 10,7 Prozentpunkten Abstand vor der ÖVP auf Platz 1. Die Hochrechnung beinhaltet bereits eine Wahlkartenschätzung. Das vorläufige Endergebnis lässt mehr als eine Million Wahlkarten unberücksichtigt.

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Für die SPÖ bedeuten die 21,8 Prozent ein Minus von 5 Prozentpunkten gegenüber 2017. Damit unterschreitet die SPÖ auch den bisherigen historischen Tiefststand von 2013 (26,82 Prozent) deutlich.

Der FPÖ bescherten die Ibiza-Affäre sowie die Spesendiskussion von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache ein Minus von fast zehn Prozentpunkten und ein Ergebnis von nur mehr 16,0 Prozent. 2017 hatte die Partei noch 26 Prozent erzielt.

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Die Grünen sind zurück

Souverän den Wiedereinzug geschafft haben die Grünen: Für die Öko-Partei weist die Hochrechnung ein Ergebnis von 14,00 Prozent aus. 2017 war die Partei mit 3,8 Prozent überraschend an der 4-Prozent-Hürde gescheitert und musste sich nach Jahrzehnten aus dem Nationalrat verabschieden. Mit dem heutigen Ergebnis scheint das bisherige Grüne Rekord-Ergebnis der Nationalratswahl 2013 (12,4 Prozent) übertroffen zu werden.

Einen deutlichen Zugewinn und ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Nationalratswahl konnten diesmal die NEOS verbuchen: Die Pinken legten von 5,3 Prozent auf 7,8 Prozent zu.

Liste Jetzt gescheitert

Klar gescheitert ist die Liste JETZT von Peter Pilz mit 2,0 Prozent. Der Ex-Grüne kommt nicht mehr ins Parlament, in das er mit seiner neu gegründeten Liste 2017 mit 4,4 Prozent eingezogen war.

Spannend bleibt die Frage der möglichen Koalitionsvarianten. Während eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ sowie ÖVP und SPÖ rechnerisch sicher möglich ist, könnte das Endergebnis auch eine knappe Türkis-Grüne Mandatsmehrheit bringen. Eine weitere mögliche Koalitionsvariante wäre ein Bündnis zwischen ÖVP, Grünen und NEOS.