Wien. Die großen Zugewinne der ÖVP bei der Nationalratswahl lassen sich auf Gemeindeebene klar ablesen. In 646 der rund 2100 Gemeinden konnte die Volkspartei ein Plus von mehr als zehn Prozentpunkten verbuchen. Die Grünen legten in fast allen Gemeinden dazu. Die FPÖ verzeichneten hingegen nahezu überall Verluste, ähnlich präsentiert sich das Bild bei der SPÖ.
Die ÖVP holten ihren größten Zuwachs in der Tiroler Kleingemeinde Spiss mit 26,7 Prozentpunkten (bei einem Ergebnis von 72 Prozent). Ebenfalls mehr als 20 Prozentpunkte dazu gab es in Gramais (Tirol, +25), Muhr (Salzburg, +22,4), Jerzens (Tirol, +21,5), Warth (Vorarlberg, +20,8) sowie Hüttau (Salzburg, +20,1).
Türkise Verluste verzeichneten gerade einmal 30 Gemeinden - und diese hielten sich in engen Grenzen. Das noch größte Minus setzte es für die ÖVP in der Vorarlberger Gemeinde Blons mit minus 9,8 Prozentpunkten auf ein Ergebnis von 57,1 Prozent. Und in nur neun Gemeinden waren die Verluste größer als 2 Prozentpunkte.
Die Volkspartei holte ihr bestes Gemeinde-Ergebnis dieses Mal in der kleinsten Gemeinde Österreichs, im auf 1.321 Meter Seehöhe gelegenen Tiroler Bergdorf Gramais. Von den nur 32 Wahlberechtigten der traditionell tiefschwarzen Gemeinde stimmten 23 Wähler bzw. 95,8 Prozent für Türkis, ein Plus von 25 Prozentpunkten bzw. sechs Stimmen. Ein Wähler (4,2 Prozent) machte sein Kreuz bei den Grünen. Alle anderen Parteien gingen leer aus. In sechs weiteren Gemeinden übertraf die ÖVP die 80 Prozent-Marke, allesamt in Tiroler oder Vorarlberger Bergdörfern.
Die Stärke der ÖVP zeigte sich auch in ihren schwächsten Gemeinden: In nur sechs davon lag das türkise Ergebnis unter der 20 Prozent-Marke. Die niedrigste Zustimmung gab es in Wien-Neubau, wo die ÖVP auf 17,3 Prozent kam, bei einem Verlust von 1,3 Prozentpunkten. Acht der zehn schwächsten ÖVP-Gemeinde-Ergebnisse lagen in Wien.
SPÖ erleidet in 2025 Gemeinden Verluste
Die SPÖ erlitt hingegen in 2025 Gemeinden Verluste. Das heftigsten Minus setzte es in Wien-Neubau mit 14,5 Prozentpunkten. Zuwächse gab es für die SPÖ in nur 92 Gemeinden, und in nur 24 davon waren diese größer als 2 Prozentpunkte. Am meisten dazugewinnen konnte die Sozialdemokratie im burgenländlichen Inzenhof mit 10,8 Prozentpunkten - allerdings war dies die einzige Gemeinde mit einem zweistelligen roten Zuwachs.
In sieben ihrer Top-Ten-Gemeinden erlitt die Sozialdemokratie Verluste - und zwar teils im zweistelligen Bereich. An der Traditions-Hochburg Tschanigraben im Burgenland sieht man den Abwärtstrend: Während die rote Top-Gemeinde (54 Wahlberechtigte) bei der Nationalratswahl 2013 noch auf 77,1 Prozent verweisen konnte, sackte das Ergebnis 2017 auf 67,6 Prozent ab. Am vergangenen Wahlsonntag gab es dann mit 56,8 Prozent einen neuerlichen Einbruch. Platz zwei im roten Top-Ranking ging an Neutal im Burgenland mit 52,4 Prozent, wobei es auch hier ein Minus zu verzeichnen gab (-3,7 Prozentpunkte).
In vier Tiroler bzw. Vorarlberger Gemeinden ging die SPÖ gänzlich leer aus. 2017 waren es noch zwei Gemeinden mit null Stimmen (Schröcken in Vorarlberg und das Tiroler Hinterhornbach). Zum "Nuller" in Hinterhornbach kamen noch Dünserberg (Vorarlberg) sowie Gramais und Jungholz (beide Tirol) hinzu. In Schröcken konnte die SPÖ heuer zwei Wähler (2,44 Prozent) für sich gewinnen.
FPÖ nur in zwei Gemeinden im Plus
Auch das schlechte Abschneiden der FPÖ spiegelt sich im Detail in den Gemeindeergebnissen wider. Zuwächse gab es in nur zwei Gemeinden: In Jungholz (Tirol) mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten und Raach am Hochgebirge (Niederösterreich) mit gerade einmal 0,1 Prozentpunkten im Plus. In allen anderen Gemeinden setzte es Verluste, davon viele im zweistelligen Bereich: In 1.176 Gemeinden verlor die FPÖ mehr als 10 Prozentpunkte. Die Gemeinde mit dem größten blauen Abgang war Spiss in Tirol mit einem Minus von 23,5 Prozentpunkten.
Selbst in ihren Hochburgen verlor die Partei teils im zweistelligen Prozentpunkte-Bereich. Das beste Gemeinde-Ergebnis gab es für die Blauen diesmal erneut im Kärntner Deutsch-Griffen mit 48,9 Prozent. Sie verlor dort allerdings wie auch in allen anderen Gemeinden ihre absolute Mehrheit. In Deutsch-Griffen setzte es ein noch vergleichsweise moderates Minus von 4,9 Prozentpunkten. Eher dem Gesamtergebnis nahe kam der Verlust in der zweitstärksten Gemeinde Mühldorf (Kärnten) mit einem Minus von 8,7 Prozentpunkten (auf 41,9 Prozent). Ebenfalls starke Verluste (-11,1) gab es in der traditionellen FP-Hochburg St. Georgen am Fillmannsbach. Am unteren Skala der FPÖ-Ergebnisse steht Gramais mit null Stimmen.
Grünen legen in 252 Gemeinden über zehn Prozentpunkte zu
Das Grüne Comeback zeigte sich auch darin, dass ihr Stimmenanteil in nur neun Gemeinden zurückging. Am größten waren die Verluste im Tiroler Jungholz und Gramais, mit jeweils 4,2 Prozentpunkten. In 252 Gemeinden gewannen die Grünen mehr als zehn Prozentpunkte dazu.
Die fünf besten Gemeinde-Ergebnisse der Grünen lagen allesamt in Wien, angeführt von Wien-Neubau mit 36,4 Prozent (plus 24,9 Prozentpunkte gegenüber 2017). In den fünf Top-Gemeinden (die Wiener Bezirke Neubau, Mariahilf, Josefstadt, Alsergrund und Wieden) konnten die Grünen außerdem wieder Platz 1 zurückerobern. Auf Platz sechs ihrer Top-Liste folgt Ottensheim in Oberösterreich (28,6 Prozent Grün-Anteil), dahinter lagen weitere Wiener Bezirke. Keine Stimmen gab es in zwei Gemeinden in Tirol.
Die Neos wuchsen vor allem in Vorarlberger und Tiroler Gemeinden. Mit 9,9 Prozentpunkten verzeichneten die Pinken in St. Anton im Montafon (Vorarlberg) ihre Top-Zuwachsrate. Den größten Verlust gab es im Tiroler Pfafflar mit 6,8 Prozentpunkten.
Ihr bestes Gemeindeergebnis holten die Neos nicht mehr im Heimatort von Parteigründer Matthias Strolz (Dalaas), sondern in Blons. In der Kleingemeinde im Tiroler Walsertal votierten 20,2 Prozent der 237 Wahlberechtigten für Pink (+6,9 Prozentpunkte). Ebenfalls erneut stark war die Partei in der Tiroler Hochburg Mils bei Imst mit 19,9 Prozent (+5,7). In fünf Gemeinden ging NEOS leer aus.
Das Aus der Liste JETZT zeigt sich ebenfalls im Gemeinde-Ergebnis. Von ohnehin niedrigem Niveau ausgehend verzeichnete die Partei in 1.989 Gemeinden ein Minus. Und auch bei den Zuwächsen zeigt sich das Scheitern: Im niederösterreichischen Puchenstuben legte die Liste mit einem Plus von 1,9 Prozentpunkten noch am stärksten zu - und kam dennoch auf nur drei Prozent der Stimmen. (apa)