Vielleicht ist es das Beste, das den Neos passieren konnte, dass die Bäume am Wahlsonntag nicht in den Himmel wuchsen. Das Plus von 2,5 Prozentpunkten ist respektabel und lässt den pinken Klub im Parlament um etwa die Hälfte anwachsen. Mit 7,8 Prozent sind die Neos andererseits am unteren Ende der Umfragen gelandet, die sogar eine Zweistelligkeit in den Raum stellten.

Die Zehn-Prozent-Marke wurde schließlich klar verfehlt, vor allem aber: Aus dem Regierungsspiel dürften die Neos draußen sein. Für eine Partei, die einen gestalterischen Anspruch hat, mag das auf den ersten Blick unzufriedenstellend sein. Und zumindest nach außen hin geben sich die Neos in dieser Hinsicht noch nicht ganz geschlagen. "Wir stehen bereit. Es ist eine prinzipielle Einstellung, Verantwortung nicht zu scheuen", sagt Parteichefin Beate Meinl-Reisinger.

Ein Ergebnis des Wahltages waren aber auch die klaren Verluste der Freiheitlichen, deren Konsequenz das Ende der blauen Regierungsbeteiligung sein dürfte. Zumindest ist Türkis-Blau ein gutes Stück unrealistischer geworden. Auch das war ein Ziel der Neos, die mit einer türkis-grünen Regierung besser leben können als mit einer ÖVP-FPÖ-Allianz.

Und noch ein Aspekt ist nicht außer Acht zu lassen: Eine Regierungsbeteiligung ist für eine kleine Partei auch eine Belastung. Selbst wenn die Neos in einer Dreier-Koalition nicht sehr viele Ministerien erhalten hätten, müssten auch diese erst einmal besetzt werden. Und zwar nicht nur mit einer Ministerin, sondern vor allem mit Mitarbeitern für die inhaltliche Arbeit in den Kabinetten. Das wäre für die Neos, die in vier Landtagen noch gar nicht vertreten sind und entsprechend auf Bundesländer-Ebene noch in einer frühen Aufbauphase stecken, in jedem Fall herausfordernd gewesen.

Nun können sich die Pinken auf die Landtagswahlen in Vorarlberg, Steiermark und im Jänner im Burgenland konzentrieren. Von diesen drei Ländern sind die Neos nur in Vorarlberg im Landesparlament vertreten. In der Steiermark kamen die Neos am Sonntag auf knappe sieben Prozent, in Vorarlberg auf über 13 Prozent, nur im Burgenland sind die Liberalen mit unter 5 Prozent nach wie vor schwach. Dort hatten übrigens auch die Grünen ihr mit Abstand schwächstes Ergebnis eingefahren (8,2 Prozent).

Bei der Wahlkampfparty war jedenfalls keine Enttäuschung zu spüren. Zählt man die Steger-FPÖ der 80er-Jahre mit, sind die Neos der dritte Versuch, eine liberale Partei in Österreich zu verankern. Es war die dritte erfolgreiche Nationalratswahl, die Distanz zur Vier-Prozent-Hürde ist mittlerweile groß und die Etablierung in den Städten vorhanden. Das klingt nach starkem Fundament.