Das historisch schlechteste Wahlergebnis von 21,2 Prozent (minus 5,6 Prozentpunkte) der SPÖ forderte am Tag nach der Wahl sogleich seinen ersten Tribut. Der rote Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda trat von seinem Amt zurück. Seine Nachfolge wird Wahlkampfmanager Christian Deutsch antreten.

Mit Drozda verlässt ein Vertrauter von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner die Parteizentrale in der Wiener Löwelstraße. Sie hat ihn nach ihrer Übernahme des Parteivorsitzes im vergangenen September dort installiert. Als Bundesgeschäftsführer war Drozda für die gescheiterte Wahlkampagne mit zuständig. Das Nationalratsmandat will der Ex-Kanzleramtsminister aber "selbstverständlich" annehmen. Er will Kultur- und Mediensprecher bleiben.

Über Drozdas Abgang wurde schon länger spekuliert. Nach der ebenso gescheiterten Europawahl, traute man ihm innerparteilich offensichtlich nicht mehr viel zu. Weshalb man Drozda für die Nationalratswahl Christian Deutsch als Wahlkampfmanager vor die Nase setzte, der als langjähriger Funktionär der Wiener SPÖ in der Partei stärker verankert ist. Das Ergebnis ist bekannt. Dennoch wird Deutsch nun Drozda als Bundesgeschäftsführer beerben.

Vor allem die jungen Roten sind auf Drozda nicht gut zu sprechen. Kritisiert wurde er dafür, dass er aufgrund parteilichen Drucks eine größere Parteireform entschärft hatte, die unter anderem die Mitbestimmung der Mitglieder gestärkt hätte. Andererseits kam es auch nicht besonders gut an, dass Rendi-Wagner mit Drozda den wesentlich jüngeren Steirer Max Lercher aus der roten Parteizentrale kickte.

Eine Zick-Zack-Kurskorrektur

Es könnte ein symbolischer Tribut gewesen sein, der Druck aus der misslichen Lage der SPÖ nehmen soll. Der Abgang soll Parteichefin Rendi-Wagner Zeit verschaffen, heißt es. Allerdings gibt es auch kein wirkliches Gedränge um den Parteivorsitz. Nach dem SPÖ-Präsidium betonten die Genossen am Montag jedenfalls, dass an der Parteispitze keine Veränderung kommt. "Es braucht keine Menschenopfer bei der ersten Sitzung nach der Wahl", sagte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser und lobte Rendi-Wagners Wahlkampf-
Engagement.

Die mächtigen Wiener Roten verhalten sich ebenfalls zurückhaltend. Das erscheint nachvollziehbar: In ihrer absoluten Hochburg verlor die SPÖ (minus 5,6 Prozentpunkte) mehr als bundesweit. Die Grünen waren die großen Gewinner in Wien. Das sind alarmierende Vorzeichen für die Wahl in der Hauptstadt im kommenden Jahr - der Premiere von Bürgermeister Michael Ludwig.

Besonders ruhig dürfte die rote Selbstbeschäftigung allerdings einmal mehr nicht ablaufen. Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit richten sich die Genossen in regelmäßigen Abständen öffentlich aus, dass sich etwas ändern müsse. Nur wie diese Veränderung aussehen soll, das weiß offensichtlich niemand so wirklich.