Eine Neuaufstellung der FPÖ hat Parteiobmann Norbert Hofer unter dem Eindruck des matten Wahlergebnisses von 16,2 Prozent und beinahe minus zehn Prozentpunkten versprochen. Details blieben noch offen, manche Nebel lichten sich aber. Dass Wahlverlierer nach Reformen greifen, ist der Klassiker und daher nicht ungewöhnlich. Bei der FPÖ, erklärt Politikberater Thomas Hofer, müsse man das auch als ein Signal in Richtung ÖVP interpretieren. "Es ist der Versuch, sich als stabiler Partner darzustellen."
Denn die FPÖ hat zwar in ihren Gremien nochmals klargestellt, dass sie wieder den Gang in die Opposition antreten will. Das ist etwas, das die Freiheitlichen beherrschen. Da kann die FPÖ auch wieder eine andere Sprache auspacken und Herbert Kickl als Klubobmann ist Garant dafür, dass die neue Regierung - sollte diese nicht mit der FPÖ gebildet werden - einem rauen Wind ausgesetzt sein wird. Einfangen könnte das der um einen konzilianten Umgangston bemühte Parteichef Norbert Hofer als Dritter Nationalratspräsident.
Aber ist scharfe Opposition alleine genug, um wieder in lichte Wählerzuspruchshöhen vorzustoßen? Und in welche Richtung soll der Modernisierungsweg gehen? Oder soll die FPÖ in Zukunft ihre Oppositionsrolle wie die Neos anlegen - stets um konstruktive Kritik und Lösungen bemüht, aber auch nicht kleinlich beim Austeilen, wenn sie es für nötig hielten? Diesen wurde mit einem Zuwachs auf gut acht Prozent gedankt.
Das Auf und Ab kennt die FPÖ jedenfalls schon genauso lange wie Kurswechsel: Die FPÖ - damals der VdU, der Verband der Unabhängigen - war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Sammelbecken für Nationalsozialisten und Deutschnationale. Später ist sie unter Norbert Steger in Richtung einer Freiberuflerpartei gegangen, stand aber mit vier bis sieben Prozent stets vor dem politischen Abgrund. Erst Jörg Haider führte die FPÖ 1999 zu 27 Prozent - und zum Absturz 2002. Die folgende Spaltung machte Ziehvater Haider (BZÖ) und Ziehsohn Heinz-Christian Strache (FPÖ) zu Konkurrenten, wobei Strache den Sieg davongetragen hat.
Ausrichtung auf künftige Regierungstauglichkeit
Immer waren Neuausrichtungen eng mit der Person des Obmanns verbunden. Einen Unterschied sieht Parteidenker Andreas Mölzer aber jetzt darin, dass es nicht mehr die Zuspitzung auf eine "messianische Führungsfigur" gibt, sondern so etwas wie eine "kollektive Führung" mit Kickl, Hofer und Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner.
Wie weit man sich vom trivialen Rechtspopulismus auf eine qualitative, sachorientierte Politik, die weniger Stimmen aber mehr politische Berechenbarkeit und mehr Regierungsfähigkeit bringe, besinnen werde, werde man erst sehen. Eine Neuaufstellung der Partei sei als Prozess zu sehen. "Wenn es die Partei klug macht, dann wird sie sich erneuern in Richtung Verjüngung, in der Sprache, im politischen Stil", sagt Mölzer: "Es braucht auch neue Gesichter."