Wien. Radfahren haben hierzulande traditionell die Grünen im Programm. Wie jedoch ein Rundruf der Radlobby zeigt, öffnen sich mittlerweile mehrere Parteien, einigen ist das Fahrrad nach wie vor nicht ganz geheuer. Für ihre Aufstellung schickte die Radlobby ein Rundmail an die Verkehrssprecher aller Parteien, um deren Standpunkte einzuholen. Gefragt war auch die angestrebte Höhe des Fahrrad-Anteils für das Jahr 2018. Die ÖVP gab gegenüber der Radlobby zunächst keine Stellungnahme ab. Für die "Wiener Zeitung" reichte VP-Verkehrssprecher Martin Bartenstein jedoch ein Positionspapier seiner Partei nach. Die ungekürzten Statements sind auf der Homepage der "Wiener Zeitung" sowie auf der Homepage der Radpublik (www.radpublik.at) abrufbar.

SPÖ: Laut SP-Verkehrssprecher Anton Heinzl setzt sich die SPÖ "engagiert für die Interessen der Radfahrer ein". Heinzl verweist auf den Anstieg der Radfahrer in den letzten Jahren von fünf auf sieben Prozent, auf die Schaffung des Unterausschusses Radverkehr im Verkehrssicherheitsbeirat sowie auf das "Fahrradpaket" in der novellierten Straßenverkehrsordnung mit Fahrradstraßen, Begegnungszonen und Ausnahmen von der Radwegebenutzungspflicht. Heinzl: "Die SPÖ wird diesen Weg fortsetzen und den Radverkehr in den nächsten Jahren gezielt fördern."

ÖVP: "Die ÖVP tritt für die freie Wahl der Verkehrsmittel ein", informiert VP-Verkehrssprecher Bartenstein: "Das politische Ausspielen von Verkehrsteilnehmern lehnen wir ab." Bartenstein verweist auf den "Masterplan Radfahren" von Lebensminister Nikolaus Berlakovich und hält an einem Radverkehrsanteil von zehn Prozent fest. "Zum momentanen Zeitpunkt kann es keine seriöse Prognose des Radverkehrsanteils im Jahr 2018 geben." Während Bartenstein ein grundsätzliches Ja zur Begegnungszone formuliert, hält er die Neugestaltung der Mariahilfer Straße für einen Fehler, "weil die Umsetzung keine Verbesserung der Verkehrssicherheit bringt".

FPÖ: "Wir vertreten einen umfassenden Ansatz, der private Pkw ebenso berücksichtigt wie den öffentlichen Verkehr, Fußgänger wie Fahrradfahrer", formuliert FP-Verkehrssprecher Gerhard Deimek. In seinem Statement kritisiert er die Wiener Stadtregierung: "Die Grünen setzen auf das Fahrrad als Lifestyleobjekt alternativer Strömungen und Bobos. Wir wollen Autofahrer nicht verbannen." Mehr Radfahrer machten Versicherungspflicht und Nummernschild erforderlich.

BZÖ: "Um den Radverkehrsanteil zu erhöhen, muss mehr Bewusstsein in der Bevölkerung für die Vorteile des Radfahrens geschaffen werden", glaubt Sigisbert Dolinschek vom BZÖ: Die Stvo sei zu reformieren. Es müssten verständliche und praxisgerechte Rechtsvorschriften geschaffen werden, die auch von Kindern verstanden werden.

Grüne: "Wir streben einen Radanteil von 10 bis 12 Prozent bis 2018 an", lässt die Grüne Parlamentarierin Gabriele Moser wissen: "In Salzburg und Graz, wo wir bereits länger an den Schalthebeln sitzen, haben sich die Radfahrbedingungen erheblich verbessert." In Wien zeige sich ein Aufwärtstrend. Am Masterplan Fahrrad sei festzuhalten.