Offiziell haben bisher nur die Grünen ihren Wahlkampf eröffnet. "15 Prozent plus" formulierte Spitzenkandidatin Eva Glawischnig als Wahlziel beim Wahlkampfauftakt im Palmenhaus des Wiener Burggartens am Montag. Um die Latte noch ein Stück höher zu legen, lautet das Ziel, "am 29. September die FPÖ zu überholen".

Die Parteien sind in die Vorwahlkampfphase gestartet. Im Rahmen ihrer Kampagnen versuchen sie ihre Botschaften möglichst knackig und prägnant an den Wähler und die Wählerin zu bringen. In Österreich greift man dabei traditionell zu Plakaten, denn Bilder zählen zu den wichtigsten Kommunikationsmitteln. Das Spektrum der Motive ist wie immer vielfältig. Von Lämmern über inländerfreundliche Liebe bis zur einer Überdosis von  Bräunungscreme.

Freche Grüne
Hier sorgen einige Parteien für Überraschungsmomente. Die Grünen etwa geben sich frecher und bemühen sich um mehr Witz. Man rückt weg von biederen und langweiligen Slogans, wie PR-Experte Stefan Bachleitner in seiner Wahlkampagnenanalyse auf neuwal.com erklärte. Mit Sprüchen wie "Weniger belämmert als die anderen" wagen sie sogar etwas Selbstironie. Trotz ungewohnt frechem Auftreten bestehe die Gefahr, dass sich die Grünen die Korruptionsbekämpfung nicht rechtzeitig als Topthema sichern, so die Einschätzung des Politikberaters Thomas Hofer, der im Blog "Zwischenstand" für die "Wiener Zeitung" den Wahlkampf der Parteien für die Nationalratswahl 2013 analysiert.

Zärtliche FPÖ
Auch die FPÖ verlässt einen gewohnten Weg. Die aggressiv wirkenden Reime werden durch das Wort "Nächstenliebe", also einem positiv besetzten Begriff ersetzt. Die Plakate zeigen Frontmann Heinz-Christian Strache in fast zärtlicher Interaktion mit Frauen und sind damit auf die weiblichen Wähler zugeschnitten. Diese fühlen sich durch die markanten "Daham statt Islam"-Slogans nämlich wenig angesprochen. Doch der Ausländerwahlkampf bleibt bestehen, denn die Botschaft "Liebe deinen Nächsten" ist auf "unsere Österreicher" beschränkt. Nicht zuletzt die Kirchenvertreter kritisierten eine solche Verzerrung des Begriffs, da die Nächstenliebe im Falle der Freiheitlichen nicht grenzenlos ist.

SPÖ und ÖVP (noch) im Einklang
Den Wahlkampf der SPÖ empfinden die Politikexperten Thomas Hofer und Peter Hajek als gelungen. Zwischen den Regierungsparteien ÖVP und SPÖ werde die Angriffslust noch zunehmen, glaubt Hofer und erwartet in den kommenden Wochen noch einiges an "Negative Campaigning". "Aber richtig dreckig wird’s wohl nicht werden", ist er überzeugt.

BZÖ mit Orangenhaut
Weniger tierisch geht es beim BZÖ zu. Hier finde "der nackte Kampf ums Überleben" statt. Auf den Plakaten prangt ein Porträt von Parteichef Josef Bucher, dessen Hautfarbe mit auffällig strahlendem Orange der Farbe des BZÖ-Logos angeglichen wurde. Man setzt auf ein bekanntes Motto "genug gezahlt" und lässt Bucher im Look eines "supersauberen Steuerberaters" von der Leinwand lächeln, wie Bachleitner analysiert.

Seriöser Frank Stronach

Frank Stronach ist auf den Wahlplakaten in seriöser, unternehmerischer Pose zu sehen. Mit den Sujets "Pensionen sichern" oder "Arbeitsplätze schaffen" setzt das Team Stronach auf "Werte", die traditionellerweise aus der SPÖ-Ecke kommen.