Wien. Ein eher zurückhaltendes Geplänkel um Fragen der Wirtschaftskompetenz haben sich ÖVP-Obmann Michael Spindelegger und Parteigründer Frank Stronach am Dienstagabend in ihrem ORF-TV-Duell zur Nationalratswahl geliefert. Während Spindelegger erneut die Entfesselung der Wirtschaft predigte, warf Stronach ihm hohe Schulden und die Mitverantwortung für überbordende Bürokratie in Österreich vor.
Erst nach 15 Minuten rutschte Stronach kurz ein "Du" raus, als er dem Vizekanzler vorwarf, die Wirtschaft eher gefesselt zu haben. Dass Österreich hier "abgesandelt" sei, sage ihm der Verstand, so der Austrokanadier. Die ÖVP sei seit 27 Jahren Teil der Regierung, in dieser Zeit hätten sich die Staatsschulden verfünffacht, "das System erdrückt die Leute hier". Und weil die Volkspartei daran festhalte, schloss Stronach sie auch als Koalitionspartner aus.
ÖVP als "soziale Integrationspartei"
Spindelegger verwies dagegen Errungenschaften wie die Schuldenbremse (Stronach: "Da muss sehr viel Öl drauf sein") und das Ziel, 2016 wieder ein ausgeglichenes Budget zu erreichen. Und während der ehemalige Magna-Chef die ÖVP als Bankenpartei ohne Prinzipien abgetan hatte, die er nie in seinem Leben gewählt habe, präsentierte sie Spindelegger als "soziale Integrationspartei" und "Partei der Leistungsträger, egal, wo sie herkommen". Er habe die Prinzipien der ÖVP wiedererweckt: "Ob der Herr Stronach mitkann oder nicht, ist nicht so bedeutend."
Der ÖVP-Obmann verteidigte auch die Rettung der Kärntner Hypo Alpe Adria, pochte allerdings auf eine Abwicklungseinheit, bei der "die Banken auch zur Sanierung des Finanzplatzes Österreichs einen Beitrag leisten". Stronach hätte die Hypo dagegen pleitegehen lassen, denn sie war aus seiner Sicht nicht systemnotwendig. Gekauft hätte er sie jedenfalls nicht. "Nein, da ist so viel Krebs drinnen, das kann man nie mehr reparieren."
Stronach umschifft außenpolitische Themen
Spindelegger hielt Stronach seine häufigen Abwesenheiten vor, "man kann Österreich nicht aus dem Flieger betrachten". Der Vorschlag unterschiedlicher National-Euros sei eine "Schnapsidee", und die radikalen Steuerkürzungspläne des Teams Stronach würden zu einem Kahlschlag im Sozialsystem führen. Der Parteigründer betonte dagegen seine Generationen alte Verwurzelung im Land. "Ich bin Österreicher. Ich glaube, ich verstehe, was Österreich braucht, besser als jeder andere."
Außenpolitische Themen versuchte Stronach zu umschiffen, ließ sich dann aber doch eine Befürwortung eines Militäreinsatzes in Syrien herauslocken. Man sollte einschreiten, "wenn Leute vergast wurden", meinte er. Zur Neutralität äußerte er sich distanziert, sie würde Österreich nicht helfen, sollten etwa die Chinesen einmarschieren. "Ich glaube, der Herr Stronach sollte lieber bei der Wirtschaft bleiben", so der Kommentar Spindeleggers, der weiter auf ein UN-Mandat für einen Syrien-Einsatz pochte.