Linz/Wien. ÖVP-Spitzenkandidat und Vizekanzler Michael Spindelegger ist nach dem Wahlausgang "vom Prinzip her für alle Optionen offen". So reagierte er in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz auf den Hinweis, dass Salzburgs ÖVP-Chef Wilfried Haslauer eine schwarz-grüne Koalition favorisiert habe.
Spindelegger machte allerdings darauf aufmerksam, dass es einen Unterschied zwischen West- und Ost-Grünen gebe. Die Ost-Grünen seien die Wiener und die Bundes-Grünen. Und um sie zu charakterisieren sprach er die Diskussionen über die Mariahilfer Straße an, in deren Begegnungszone Fußgänger auch mit tonnenschweren Autobussen zusammentreffen könnten. Der oberösterreichische ÖVP-Chef Josef Pühringer ergänzte, Haslauer sei eben optimistisch: Er schätze die ÖVP stark, auf etwa 35 Prozent ein, damit sich eine Koalition mit den Grünen ausgehe.
Zur SPÖ, die zuletzt den "destruktiven Negativwahlkampf " der ÖVP kritisiert hatte, stellte Spindelegger fest, "Wahlkampf ist Wahlkampf. Ich beklage mich auch nicht öffentlich, wenn die SPÖ-Pensionisten-Zeitung schreibt, was ich den Senioren nicht alles wegnehmen will." Er gehe davon aus, dass nach der Wahl wieder der Tag der Besinnung komme.
Der ÖVP-Spitzenkandidat wiederholte in Linz seine Ziele: Am Sonntag Nummer 1 werden, mehr Arbeitsplätze - nicht neue Steuern, mehr Freiheit und weniger Bürokratie und den Familien eine Perspektive geben, unter anderem mit 7.000 Euro Freibetrag pro Kind und Jahr.
Im Zusammenhang mit den Kleinparteien stellte er fest, jeder bürgerliche Wähler sollte überlegen, wem er seine Stimme gebe. In Deutschland habe es auf diese Weise Millionen "verlorene Stimmen" gegeben. Es gehe nur um entweder ein Verlängerungsticket für Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) oder ein neuer Bundeskanzler Spindelegger. Pühringer ergänzte, wer eine Kleinpartei wähle, laufe Gefahr ab Sonntag ohne Vertreter im Parlament zu sein. Als Landeshauptmann appelliere er: "Bitte geht wählen, überlasst die Zukunft nicht den anderen".
Der steirische SP-Landeschef, Landeshauptmann Franz Voves, hatte sich am Mittwoch in Reaktion auf Haslauers Aussage erneut für die Fortsetzung der rot-schwarzen Koalition und gegen "gefährliche Experimente" auf Bundesebene ausgesprochen. "Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wie wir sie derzeit in Europa haben, brauchen wir die Zusammenarbeit der zwei staatstragenden und verantwortungsvollen Parteien", sagte Voves gegenüber der APA. Er halte nichts "von Farbenspielereien, die immer wieder durch die heimische Politik geistern".
Auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl nahm Haslauers Äußerung zum Anlass, um vor Schwarz-Blau-Stronach zu warnen und bezeichnete sie in einer Aussendung als "Täuschungsmanöver".