Wien. (zaw) Das letzte Zusammentreffen des Nationalrats vor der Wahl geriet zu einem dreieinhalbstündigen Wahlkampf kompakt. Am eigentlichen Thema der von der FPÖ initiierten Sondersitzung (direkte Demokratie) wurde ungeniert vorbeigeredet - von den meisten zumindest.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache schnitt zwar das Thema an, spannte dann aber den Bogen über Pensionen, Mietpreise bis bin zur Arbeitsmarktöffnung für Osteuropäer. Auch die Antwort von Bundeskanzler Werner Faymann hatte mit direkter Demokratie nur am Rande zu tun. Hauptsächlich pries der SPÖ-Chef die Leitungen der Regierung im Pflegebereich.

Ins selbe Horn stieß ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf - um umgehend vor neuen Steuern der SPÖ zu warnen. Den Grünen warf er "ständiges Moralisieren" und FPÖ und BZÖ das Leugnen der Verantwortung für das Hypo-Desaster vor.

Das werde bisherige ÖVP-Wähler nicht hindern, "diesmal Bucher" zu wählen - glaubt zumindest BZÖ-Chef Josef Bucher und ließ seine Fraktion ein entsprechendes Transparent entrollen. Die Grüne Verfassungssprecherin Daniela Musiol sprach sich zwar für die FPÖ-Forderung nach mehr Demokratie aus, aber in Richtung der Blauen auch für "weniger Hetze, weniger Populismus". Was genau Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar in seiner Rede forderte, erschloss sich den Zuhörern nicht so ganz. Jedenfalls hoffte er auf eine Änderung der Mehrheiten im Parlament.

Die Sondersitzung bedeutete für einige Abgeordnete auch den Abschied aus dem Nationalrat. So traten etwa Günther Stummvoll (immerhin seit 33 Jahren für die ÖVP im Parlament) und Kurt Grünewald (Grüne) ein letztes Mal ans Rednerpult. Auch für den zweiten Nationalratspräsidenten Fritz Neugebauer (ÖVP) war es der letzte Auftritt.