Erwartungsgemäß unterschiedlich fielen die Kommentare zum Wahlergebnis aus: Die SPÖ stellt angesichts des bei der Nationalratswahl verteidigten ersten Platzes erneut den Kanzleranspruch. Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos bezeichnete das Wahlergebnis als "Auftrag der Wählerinnen und Wähler, dass die SPÖ die Regierung bilden und der nächste Bundeskanzler wieder Werner Faymann heißen soll". Angesichts der vielen angetretenen Parteien habe die Partei ein "respektables Ergebnis" erzielt.
Im ORF-Fernsehen meinte Darabos, seit Ausbruch der Wirtschaftskrise seien 20 von 27 europäischen Regierungen abgewählt worden. SPÖ und ÖVP seien dagegen zumindest von den Mehrheitsverhältnissen her nicht abgewählt worden, das sei ein gutes Zeichen. Nun werde man sehen, welche Koalitionen möglich seien.
Strache "Wahlsieger des Abends"
Sehr schnell kam die Reaktion der FPÖ: FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky rief Parteichef Heinz-Christian Strache zum " Wahlsieger des Abends" aus. Die Ergebnisse der ersten Hochrechnungen zur Nationalratswahl am Sonntag seien "ein starkes Signal an einen rot-weiß-roten Kurs", sagte er in einer ersten Reaktion. "Es ist eine Absage an die EU-Hörigkeit der ÖVP", meinte Vilimsky in Richtung Volkspartei, die in den ersten Hochrechnungen nur wenige Prozentpunkte getrennt vor den Freiheitlichen rangierte. "Und zugleich eine Absage an diese Form der Großen Koalition, die für Stillstand, Zwist und Hader steht", so der gut gelaunte FPÖ-Generalsekretär.
Freude bei den Neos
Wovon sich die NEOS in den vergangenen Tagen stets überzeugt zeigten, wurde bereits von den ersten Hochrechnungen bestätigt: Die neue Partei, die gemeinsam mit dem Liberalen Forum (LIF) als Wahlbündnis angetreten ist, könnte im nächsten Parlament vertreten sein. "Ein Jahrhundertprojekt ist gelungen", zeigte sich NEOS-Chef Matthias Strolz euphorisch. "Österreich ist ein großes Stück mutiger geworden." Im Falle des Verlusts der einfachen Mandatsmehrheit von SPÖ und ÖVP sei man auch bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen. "Wir sind gekommen, um zu gestalten."
Team Stronach sieht "großen Erfolg"
Für Team Stronach-Klubobmann Robert Lugar sind die ersten Hochrechnungen "ein großer Erfolg", obwohl das Team Stronach in den Hochrechnungen unter sechs Prozent liegt. Das Team Stronach habe sich mehr als verdoppelt, wie es aussieht habe man nun mehr als 10 Abgeordnete, sagte Lugar in einer ersten Reaktion gegenüber der APA. "Die Tür ist jetzt offen, wir können jetzt neue Ideen ins Parlament bringen."
Als Ziel ausgegeben hatte Lugar stets 10 bis 15 Prozent. Darauf angesprochen meinte Lugar, die Regierung arbeite immer nach dem Motto "nimm Dir nichts vor, dann schlägt Dir nichts fehl", das Team Stronach mache es anders - "wir nehmen uns immer viel vor".
BZÖ: Widmann bleibt optimistisch
BZÖ-Bündnissprecher Rainer Widmann zeigte sich in einer ersten Reaktion trotz des sich abzeichnenden Scheiterns an der Vier-Prozent-Hürde verhalten optimistisch. "Es ist durchaus möglich, dass wir noch dabei sind", sagte er am Sonntagnachmittag in der BZÖ-Parteizentrale.
Das BZÖ habe ein "tolles Angebot, Österreich zu erneuern," gemacht. Erschwerend sei aber gewesen, dass es viele kleinere Parteien gebe, auf die sich die Stimmen aufteilen würden. Zum guten Abschneiden der NEOS meinte er, das BZÖ habe anders als diese keinen Millionär im Hintergrund und die öffentliche Meinung auch gegen sich gehabt, so Widmann.