Wien. (sand/vasa) Im Bund haben sie den Kanzler verloren, die Hochburg Wien hielt. Mit einem Plus von 3,34 Prozentpunkten erreichte die SPÖ laut vorläufigem Endergebnis (ohne Briefwahlstimmen und wahlkreisfremden Wahlkarten) den ersten Platz in der Bundeshauptstadt mit 34,98 Prozent. Auf Platz zwei landete die FPÖ mit 23,13 Prozent, auf Platz drei die ÖVP mit 20,56 Prozent.

In 20 Bezirken gewannen die Genossen. In der Inneren Stadt, Döbling und Hietzing triumphierte die ÖVP. Das beste Ergebnis fuhr die Partei von Sebastian Kurz im 1. Bezirk ein mit 37,7 Prozent, dicht gefolgt von Hietzing mit 33,41 Prozent und Döbling mit 31,71 Prozent. In allen drei Bezirken stellt die ÖVP den Bezirksvorsteher.

Meisten ÖVP-Zugewinne in Donaustadt und Floridsdorf

Überraschend ist in welchen Bezirken die Partei die meisten Zuwächse verzeichnen konnte: Donaustadt (+9,23 Prozent), Floridsdorf (+8,53 Prozent) und Liesing (+8,41 Prozent). Die ÖVP ist neben der FPÖ die einzige Partei, die in allen Bezirken hinzugewinnen konnte.

Der erste Platz ging sich für die Blauen aber in keinem Bezirk aus. Am nächsten dran waren sie in Floridsdorf, wo sie mit einem Plus von 3,76 Prozentpunkten die höchsten Zugewinne hatten. 1,6 Prozent fehlten jedoch zur erstplatzierten SPÖ.

In Simmering, wo die FPÖ ihren einzigen Bezirksvorsteher stellt, erreichte sie mit 34,35 Prozent ihr bestes Ergebnis. Am schlechtesten schnitten sie in der Josefstadt ab. Hier erlangte die Partei von Heinz-Christian Strache nur 9,72 Prozent.

Die SPÖ konnte zwar in Wien gewinnen. In fünf Bezirken mussten sie aber Verluste in Kauf nehmen. Es handelt sich dabei ausgerechnet um die Flächenbezirke, Favoriten, Simmering, Donaustadt, Liesing und Floridsdorf, wo sie mit 3,28 Prozentpunkten am meisten verloren haben. Die Genossen in diesen Bezirken gelten als rechter Flügel der Partei.

Am meisten Zuwachs hatte die Partei rund um Christian Kern in Neubau (+13,97 Prozent), Mariahilf (+13,32 Prozent) und Josefstadt (+12,21 Prozent). Ihr höchstes Ergebnis erreichte sie in der Brigittenau mit 40,88 Prozent.

Grüne und Neos verloren
in allen Bezirken

In allen Bezirken verloren haben die Kleinparteien Neos und Grüne. Die Grünen sind auch die großen Verlierer der diesjährigen Nationalratswahl. Die Partei erreichte 3,32 Prozent und steht vor dem Nationalrats-Aus. Ihre höchsten Verluste in Wien haben sie ausgerechnet in ihrer Hochburg Neubau eingefahren, wo der Grüne Thomas Blimlinger seit 16 Jahren den Bezirksvorsteher stellt. 21,03 Prozentpunkte hat die Partei im Bobo-Bezirk verloren. Auch wenn sie dort mit 11,40 Prozent noch immer ihr bestes Ergebnis in ganz Wien erreichten.

Blimlinger fordert als Konsequenz des Wahlergebnisses den Rücktritt des Bundesvorstands. Seiner Ansicht nach sind die Ursachen für den Absturz der Grünen nicht alleine in den Ereignissen der vergangenen Monate zu sehen, sondern auch auf langjährige Fehler der Bundespartei zurückzuführen. "Teile der Ursache sind nicht neu, sondern es sind auch in den letzten zehn, zwölf Jahren Fehler gemacht worden", sagte der langjährige Bezirkschef, der sich Ende November aus seinem Amt zurückziehen wird. Er sei seit den Anfängen der Grünen Bewegung dabei gewesen. "Damals waren sie neu. Jetzt sind die Grünen eine stinknormale Partei, die nichts Neues an sich hat."

In Blimlingers Nachbarbezirk Mariahilf sieht es für die Partei nicht viel besser aus, gegenüber der vorhergehenden Nationalratswahl verlor die Partei 19,15 Prozentpunkte. Es ist der zweithöchste Verlust für die Grünen in Wien.

In den zwei weiteren Bezirken, Leopoldstadt und Währing, in denen sie die Bezirksvorsteher stellen, konnten sie ihre eigenen Wähler nicht überzeugen. Im 2. Bezirk wanderten 14,43 Prozentpunkte an andere Parteien und das ausgerechnet in Ulrike Lunaceks Heimatbezirk. Auch in Währing muss ihre Partei ein saftiges Minus von 14,56 Prozentpunkte verdauen.

Auch die Neos müssen Stimmenverluste einstecken. Im 1. Bezirk verloren sie mit 5,9 Prozent die meisten Wählerstimmen, erreichten aber mit 9,75 Prozent ihr bestes Ergebnis in Wien. Auf den Plätzen folgen Hietzing (9,65 Prozent) sowie Wieden und Josefstadt (beide 9,39 Prozent). Das schlechteste Ergebnis fuhren die Neos in Simmering ein. Nur 3,5 Prozent der Wähler machten bei den Pinken ihr Kreuz.

Die Liste Pilz schaffte in der Bundeshauptstadt auf Anhieb 7,3 Prozent. Am stärksten schnitt die Liste des langjährigen Grünen in den Bezirken Neubau (12,06 Prozent), Josefstadt (10,8 Prozent) und Mariahilf (10,68 Prozent) ab, also grünen Kernbezirken. In Simmering (4,7 Prozent) und Favoriten (5,03 Prozent) gab es für die Liste rund um Peter Pilz am wenigsten zu holen. In seinem eigenen Bezirk Donaustadt kam er auf insgesamt 6,2 Prozent.