New York: Die Verwüstungen des Wirbelsturms "Sandy" werden die Bürger und Behörden der US-Ostküste noch lange in Atem halten. Die Betroffenen können auf die Hilfsbereitschaft der US-Bürgergesellschaft zählen: Zahlreiche Bürger, Unternehmen und Prominente spendeten Millionen Dollars.
Sogar Länder wie Iran und Kuba zeigten trotz ihrer politischen Feindschaft zumindest ihr Mitgefühl, der Iran bot sogar Unterstützung an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekundete in einem Kondolenzschreiben an US-Präsident Barack Obama ihr Beileid.
Millionen für das Rote Kreuz
Allein beim Roten Kreuz kamen in den USA bis Mittwoch mehr als elf Millionen Dollar (etwa 8,5 Millionen Euro) an. Medienmogul Rupert Murdoch spendete ebenso wie die Autobauer Toyota und Ford. Der bislang größte bekannte Einzelspender wollte aber zunächst anonym bleiben: Der Unbekannte habe der Stadt New York 2,5 Millionen Dollar zugesichert, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg.
Die Rock-Superstars Bruce Springsteen und Jon Bon Jovi geben ein Benefizkonzert zugunsten der Sturmopfer an der amerikanischen Ostküste. Beide Künstler stammen aus New Jersey, das besonders hart getroffen wurde. Mit dabei ist am Freitag im Rockefeller Center in New York auch Billy Joel aus Long Island, wo es ebenfalls schwere Schäden gab. Weitere Künstler sind Christina Aguilera und Sting. Der Fernsehsender NBC überträgt das Konzert, der Erlös kommt dem Roten Kreuz zugute.
Zahlreiche Todesopfer
In New York kamen nach Angaben von CNN 28 Menschen ums Leben. "Leider müssen wir davon ausgehen, dass diese Zahl noch steigt", erklärte Bloomberg. Gemeinsam mit den Opfern aus der Karibik forderte "Sandy" mehr als 120 Menschenleben.
"Das war ein verheerender Sturm, vielleicht der schlimmste, den wir jemals erlebt haben", sagte Bloomberg. Manche Gegenden sähen aus wie London oder Dresden nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg. Besonders schwer traf es Breezy Point, ein nettes Viertel direkt am Atlantik gelegen. Zuerst kamen die Fluten, dann das Feuer, wahrscheinlich ausgelöst durch Kurzschlüsse. Mehr als 80 hölzerne Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder.
Sturm zog nach Kanada weiter
Unterdessen trieb der Sturm gewaltige Schneemassen über das Gebiet der großen Seen und näherte sich Kanada. Experten zufolge dürfte "Sandy" einer der teuersten Stürme in der US-Geschichte sein. Allein die versicherten Verluste dürften sich demnach auf bis zu 15 Milliarden Dollar belaufen.
Präsident Obama besuchte am Mittwoch den schwer heimgesuchten Bundesstaat New Jersey und versprach den Betroffenen rasche Hilfe. Priorität habe die Wiederherstellung der Stromversorgung.
Auch in New York harrten die Menschen in vielen Stadtvierteln noch immer ohne Elektrizität oder fließendes Wasser aus. Wegen Versorgungsproblemen musste am Mittwoch ein zweites Krankenhaus in der Stadt evakuiert werden. "Ich habe New York noch niemals zuvor so gesehen", sagte Gouverneur Andrew Cuomo.
Immerhin gibt es auch gute Nachrichten: Die New Yorker U-Bahn hat ihren Betrieb wieder aufgenommen. Weil am Donnerstag immer noch viele U-Bahn-Schächte unter Wasser standen, war zunächst nur ein eingeschränkter Betrieb möglich. So verkehrten weiter keine Bahnen zwischen den Bezirken Brooklyn und Manhattan. Gouverneur Cuomo teilte mit, dass die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel am Donnerstag und Freitag kostenlos sei.
New York Marathon findet statt
Am Wochenende soll in der Stadt wie geplant der New York Marathon stattfinden. Für seine Entscheidung wurde Bloomberg aber auch kritisiert: "Ich verstehe, dass der Marathon der lokalen Wirtschaft Einnahmen bringt, aber seien wir ehrlich, er bindet erhebliche Kräfte. In keinem der Bezirke läuft es auch nur annähernd normal", sagte die Senatorin des Bundesstaates New York, Liz Krueger, der "New York Times".
Die Metropole New York dürften die Folgen des Sturms bis 200 Millionen Dollar täglich kosten. Die wirtschaftliche Aktivität sei durch "Sandy" auf rund 20 Prozent des Üblichen zurückgegangen, sagte der Finanzchef der Stadt, John Liu. Es gebe Auswirkungen auf allen Ebenen - vom Pizza-Verkauf bis zu Firmenübernahmen. Er rechne nicht damit, dass sich die Wirtschaft so schnell wieder erholen werde, ergänzte Liu.
Zahlreiche Tote
Auch am Tag drei nach dem Unwetter waren noch immer Millionen Amerikaner ohne Strom. Die Zahl der Todesopfer stieg allein in den USA nach jüngsten Angaben des Senders CNN auf 56, anderen Angaben zufolge liegt sie bereits bei 76.