Kuala Lumpur. Drei Tage nach dem Verschwinden der malaysischen Boeing 777-200ER mit 239 Menschen an Bord fehlt weiter jede Spur von der Maschine. Mehr als 40 Schiffe und zahlreiche Flugzeuge suchen ein Hunderte Quadratkilometer großes Gebiet im Südchinesischen Meer zwischen Malaysia und Vietnam ab. Die Ursachen und Umstände des Verschwindens sind weiter unklar. Ein Terroranschlag erscheint zur Zeit wenig wahrscheinlich. Unbestritten ist allerdings, dass es bei den Malaysia Airlines große Lücken im Sicherheitsnetz gegeben hat.

Die Ermittler glauben inzwischen, dass das Flugzeug mit der Flugnummer MH370, das am frühen Samstagmorgen (MEZ) von den Radarschirmen verschwand, mitten im Flug zerbarst. Dies könne durch einen Defekt oder eine Bombe passiert sein. Bisher wurden keine Trümmerteile gefunden, was darauf hindeute, dass die Maschine in einer Höhe von etwa 10.000 Metern auseinandergebrochen sei, sagte ein Offizieller. Wäre das Flugzeug intakt auf das Wasser aufgeschlagen, hätte es größere Trümmerteile auf engem Raum geben müssen.

Zuletzt gab es Hinweise darauf, dass das Flugzeug kurz vor seinem Verschwinden in Richtung Kuala Lumpur umgekehrt sei.  Das könnte auf ein mechanisches Versagen oder ein Steuerproblem als Grund für den Absturz der Maschine hinweisen.

Nach aktuellen Erkenntnissen waren mindestens zwei Passagiere mit gestohlenen Reisepässen an Bord. Die Behörden haben Videos von den beiden, sagte Transportminister Hishammuddin Hussein am Sonntag. Geheimdienste prüfen, ob die Männer auf Terrorlisten zu finden sind. Luftfahrtexperten in China sind darüber mehr als erstaunt. "Mit gestohlenen Pässen in einen internationalen Flug zu steigen, ist ungewöhnlich. Die Sicherheitskontrollen sind sehr streng", sagte Zhang Qihuai von der Universität für Recht und Politik in Peking. "Selbst am 11. September 2001 haben die Terroristen ihre richtigen Pässe benutzt."

Ärger über laxe Kontrollen

Auch die internationale Polizeiorganisation Interpol zeigte sich verärgert. Für Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen den gestohlenen Pässen und dem Verschwinden der Maschine sei es zwar noch zu früh, teilte Generalsekretär Ronald Noble in einer Stellungnahme mit. "Es ist aber höchst besorgniserregend, dass es überhaupt Passagiere gibt, die einen internationalen Flug mit als gestohlen registrierten Pässen antreten können." Die Pässe waren 2012 und 2013 in Thailand gestohlen worden und seitdem in der Interpol-Datenbank registriert. Ein Abgleich der Daten in Kuala Lumpur hätte die Täuschung wohl auffliegen lassen. "Seit Jahren fragt Interpol, warum Länder bis zu einer Tragödie warten, bis sie umsichtige Sicherheitsvorkehrungen an Grenzen und Gates an Flughäfen treffen", kritisierte Noble. Lediglich eine Handvoll Länder auf der Welt kümmere sich darum, dass keine Passagiere mit gestohlenen Pässen internationale Flüge betreten können.

Für Sicherheitsexperten kam die Information nicht überraschend, dass beide Pässe in Thailand abhanden kamen. Das Land hat seit zwei Jahrzehnten einen Ruf als Umschlagplatz für gestohlene Reisedokumente. Banden aus Südostasien organisieren das Geschäft mit den Pässen in enger Kooperation mit Verbrechergruppen aus Europa, wie thailändische Ermittler berichten.

Chinas Regierung schickt indes eine Arbeitsgruppe nach Kuala Lumpur, um bei den Untersuchungen und der Betreuung von Angehörigen der Insassen zu helfen. 154 der 239 Passagiere waren Chinesen. In der Arbeitsgruppe sind Experten des Außen-, Polizei- und Transportministeriums sowie der Luftverkehrsbehörde. Sie sollen beim Identifizieren der Verdächtigen helfen - und vermutlich auch die Arbeit ihrer malaysischen Kollegen prüfen.