Peking. Am elften Tag nach dem Verschwinden des malaysischen Flugzeugs mit 239 Menschen an Bord hat China die Suche entlang seiner Nordwestgrenze aufgenommen. Australien schickte am Dienstag südwestlich seiner Küste einen Seeaufklärer über den Indischen Ozean.
Nach ihrer rätselhaften Kehrtwende am 8. März dürfte die Boeing 777-200 eine von zwei Routen geflogen sein, die in diese Gebiete führen. Die Suche konzentriert sich auf zwei Korridore. Einer reicht von Malaysia über Nordindien bis nach Kasachstan, der andere Richtung Südwesten auf den Indischen Ozean hinaus: Bewohner einer Malediven-Insel wollen laut einer Lokalzeitung einen tieffliegenden Passagier-Jet gesehen haben. Thailand sagte hingegen am Dienstag, man habe nach erneuter Auswertung der Aufnahmen des militärischen Radars doch zumindest ein Flugzeug gesehen, das MH370 sein könnte. Diesfalls wäre der Flieger wieder über die Malaysische Halbinsel geflogen. Thailand hatte zuvor behauptet, man habe keinen Hinweis auf das Flugzeug. Das scheint eine weitere Panne in einer beispiellosen Geschichte, die bereits voll mit widerrufenen Informationen ist.
Nichts in Indien, Pakistan, Kasachstan und Kirgistan
Weder Kasachstan noch Kirgistan noch Pakistan oder Indien hätten jedenfalls Hinweise, dass das Flugzeug in ihren Luftraum eingedrungen sein könnte, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag.
26 Länder suchen nach der Boeing, die am 8. März nach dem Start von Kuala Lumpur nach Peking verschwunden ist. Auch Peking sucht auf chinesischem Gebiet nach der Maschine.
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf mehrere Möglichkeiten: Sabotage, Entführung, Terrorakt oder Selbsttötung eines der Piloten. Das Flugzeug könnte sich auch an ein in der Nähe befindliches anderes Flugzeug "drangehängt" haben, um so dem Radar zu entkommen. Doch bisher hat die Überprüfung der Passagiere sowie der Piloten keine Hinweise auf eine Verwicklung in einen Terrorakt ergeben.
In die Suche sind zusätzliche Experten einbezogen worden. Selbst die US-Raumfahrtbehörde Nasa hilft mit und wertet unter anderem Bilder aus. Die Ermittler gehen davon aus, dass jemand an Bord absichtlich die Kommunikationssysteme abstellte und die Maschine vom Kurs abbrachte.
Die "New York Times" berichtete, der mysteriöse Kurswechsel von Flug MH370 sei manuell in das computergesteuerte Navigationssystem eingegeben worden, vermutlich von jemandem im Cockpit. Das passe zu der Annahme unter Ermittlern, dass das Flugzeug bewusst umgesteuert wurde. Wann die Umprogrammierung erfolgte, ob vor oder nach dem Start, ist der Zeitung zufolge nicht klar. Der zwischen Pilot und Co-Pilot befindliche Computer, das sogenannte Flight Management System, steuert das Flugzeug von Punkt zu Punkt entsprechend dem vorher festgelegten Flugplan. Zuletzt rückten die beiden Piloten immer stärker ins Visier der Ermittler. Am Montag hatte Malaysia Airlines mitgeteilt, die letzten Worte aus dem Cockpit seien vom Co-Piloten Fariq Abdul Hamid gekommen. Sie wurden übermittelt, in der Zeit, in der das Kommunikationssystem Acars manuell abgeschaltet worden war - inzwischen sind sich die malaysischen Behörden aber nicht mehr sicher, was davor, oder danach war. Malaysia widerrief damit am Dienstag in einem zentralen Punkt frühere Angaben. Wann genau das Kommunikationssystem der Boeing abgeschaltet wurde, ist demnach doch unklar. Der exakte Zeitpunkt könne nicht ermittelt werden, sagte der Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Dienstag. Dass unklar sei, ob die Kommunikation vor oder nach dem letzten Funkspruch um 1.19 Uhr abgeschaltet wurde, hat laut Hussein keinerlei Einfluss auf die Suche.