Kinshasa/Wien. (klh) Es ist ein wenig eine Ironie der Geschichte: Etienne Tshisekedi war vielen Diplomaten zufolge der wahre Sieger der Präsidentenwahl im Kongo 2011. Doch zum Präsidenten wurde Amtsinhaber Joseph Kabila erklärt. 2017 ist Etienne Tshisekedi gestorben. Nun, im Jänner 2019, hat laut offiziellen Ergebnissen sein Sohn Felix Tshisekedi die Wahl gewonnen. Aber jetzt gibt es erhebliche Zweifel, dass er der tatsächliche Sieger ist und die Ergebnisse nicht abermals gefälscht wurden.

Jedenfalls ist die Familie Tshisekedi eng mit der wechselvollen Geschichte des Kongo verwoben. So diente Etienne Tshisekedi in verschiedenen Funktionen, etwa als Innenminister, dem von 1965 bis 1997 herrschenden Machthaber Mobutu Sese Seko, dessen brutales Regime vom Westen unterstützt wurde. Ende der 1970er Jahre ging Tshisekedi dann allerdings in Opposition zu Mobuto und wurde einer der Anführer der Demokratiebewegung.

Mach Mobutus Sturz übernahm Joseph Kabila die Macht und errichtete einen Staat, der bis heute einer Scheindemokratie gleicht. Auch zu Kabila stand Etienne Tshisekedi in Gegnerschaft. Nach Etienne Tshisekedis Tod trat Sohn Felix in dessen politische Fußstapfen - und profitierte dabei vor allem vom Ruf seines Vaters. Nun soll Felix Tshisekedi ausgerechnet mit Kabila hinter den Kulissen einen Deal zur Teilung der Macht geschlossen haben.

Dem Kongo drohen unruhige Tage, bei Protesten nach der Verkündigung des Wahlergebnisses kam es bereits zu massiver Gewalt. Das droht die ganze Region instabiler zu machen. Denn aufgrund seines Rohstoffreichtums mischen im Kongo auch gerne die Nachbarstaaten mit, unterstützen verschiedene politische Lager, um vom natürlichen Reichtum des Landes mit bitterarmer Bevölkerung zu profitieren.