Die dänische Regierung hat am Freitag nach dem überraschend deutlichen Nein der Bevölkerung zum Euro bei einer Krisensitzung Maßnahmen zur Abwehr einer Währungskrise vorbereitet. Von der EU-Spitze in Brüssel und den Regierungen der anderen Mitgliedstaaten wurde der Sieg des Nein-Lagers in Dänemark mit 53,1 zu 46,9 Prozent zwar bedauert, aber auch betont gelassen kommentiert. Auch die internationalen Finanz- und Aktienmärkte reagierten gelassen
Dänemarks Finanzminister Mogens Lykketoft erklärte nach einer Sondersitzung des Kabinetts, Kopenhagen sei fest entschlossen, die Währungsstabilität des Landes "mit allen Mitteln" zu verteidigen. Wie erwartet, erhöhte die Nationalbank die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent, um etwaigem Spekulationsdruck auf die Krone vorzubeugen. Die seit Anfang 1999 geltende Bindung des Kronen-Kurses an den Euro soll auch nach dem Nein beim Referendum beibehalten werden.
In Brüssel meinte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, er bedaure das Nein aus Kopenhagen. Aber: "Die Tür für den Euro bleibt offen. Die Dänen können über die Mitgliedschaft entscheiden, wann sie wollen." Wirtschaftliche Nachteile aus dem vorläufigen Fernbleiben hätten die Skandinavier und nicht die Länder der Euro-Zone zu tragen. Auch der französische Finanzminister und derzeitige EU-Ratsvorsitzende Laurent Fabius sagte bei einem Treffen der Finanzminister in Brüssel, das dänische Referendum werde keine Auswirkungen auf die EU-Währung haben. Die Euro-Zone mit 300 Millionen Menschen bleibe eine Zone des Wachstums.
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) bedauerte die Entscheidung. Das Nein der Dänen stelle auch eine Absage an "ein großes Europa" unter Führung weniger Länder dar, sagte Schüssel. Das Ergebnis zeige aber auch, dass eine einheitliche Geldpolitik in der Euro-Zone eine noch bessere Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten in der Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie eine einheitliches Auftreten nach Außen erfordere. Auch Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) interpretierte das dänische Nein als Ausdruck der Sorge der Bevölkerung vor allem in den kleinen Ländern. Dänemark habe aber nur einen geringen Anteil am wirtschaftlichen Gesamtaufkommen der EU, daher würden sich die Auswirkungen in Grenzen halten.
Auch der deutsche Finanzminister Hans Eichel meinte, Dänemark erwirtschafte nur 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Euro-Zone. "Das hat keine nennenswerte Bedeutung." Der deutsche Außenminister Joschka Fischer bedauerte die dänische Entscheidung. "Ich bin aber zuversichtlich, dass in Dänemark das letzte Wort noch nicht gesprochen ist", sagte Fischer in Berlin.
Dänemarks sozialdemokratischer Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen hatte die Niederlage der Ja-Seite nach Ende der Auszählung als "sehr traurig" bezeichnet. "Dänemarks Stimme in der EU wird nun zunächst mal weniger Gehör finden", erklärte der Regierungschef. Er schloss Rücktritt oder Neuwahlen als Konsequenz der eigenen Niederlage aus. Rasmussen sagte weiter: "Wir müssen jetzt vor allem Brücken zwischen den beiden fast gleich großen Lagern bauen." Die Kopenhagener EU-Politik insgesamt soll unverändert bleiben, was auch für Dänemarks Positionen beim bevorstehenden Gipfeltreffen in Nizza zur EU-Reform gelte. "Wir müssen allerdings in Zukunft genauer definieren, was nationale Anliegen bleiben sollen und was wir der EU überlassen", erklärte Rasmussen.
Die Beteiligung an der Volksabstimmung unter den vier Millionen Stimmberechtigten fiel mit 87,5 Prozent deutlich höher aus als erwartet. Für die Euro-Gegner sagte die rechtspopulistische Parteichefin Pia Kjärsgaard von der Volkspartei, das Nein sei "ein Sieg für das Volk und die Demokratie". Zur Nein-Front gehörten neben den Rechtspopulisten die Sozialistische Volkspartei, die linksorientierte Einheitsliste und die überparteiliche, aber überwiegend links orientierte Juni-Bewegung.