Kairo/Beirut. (leg/apa) Das syrische Militär hat seine Offensive gegen Oppositionelle fortgesetzt: Nach Homs, einer Hochburg der Regimegegner, habe die Armee die Stadt Hama unter Beschuss genommen, berichteten Aktivisten der Opposition. Beim Sturm der Stadt durch die Streitkräfte seien drei Menschen getötet und mehrere Dutzend verletzt worden. Ein in den Libanon geflüchteter Oppositioneller gab an, Schlägertrupps des Regimes seien in Hama von Haus zu Haus gegangen und hätten Menschen verhaftet. Die Stromversorgung sei gekappt worden, auch Telefon und Internet funktionierten nicht mehr.
Menschenrechtsaktivisten zufolge wurden unterdessen in der Provinz Idlib acht Soldaten vermutlich von Deserteuren aus der syrischen Armee getötet. Die Berichte aus Syrien sind allerdings aufgrund der dortigen Medienblockade nicht überprüfbar.
Auf der traditionell eher konservativen Stadt Hama, in der es bereits im Juli bei einer blutigen Aktion der syrischen Armee mehr als 100 Tote gab, lastet seit dem Februar 1982 ein Trauma. Damals richtete das Militär in der damaligen Hochburg der Muslimbrüder ein Blutbad an, schätzungsweise 30.000 Menschen wurden beim "Massaker von Hama" umgebracht. Der damalige Staatschef Hafiz al-Assad, dessen zweiter Sohn der jetzige Präsident Bashar al-Assad ist, hatte das harte Vorgehen angeordnet.
Auch bei dem aktuellen, bereits sieben Monate dauernden Aufstand gegen das Assad-Regime ist der Blutzoll hoch: Das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte beziffert die Zahl der Toten in den vergangenen acht Monaten mit mehr als 3500. Allein in Homs sollen in der vergangenen Woche 100 Menschen ums Leben gekommen sein.
Anerkennung wie in Libyen?
Im Westen wird nun zunehmend über schärfere Maßnahmen gegen Syrien nachgedacht: Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat der Assad-Regierung mit weiteren Sanktionen gedroht. Sein französischer Amtskollege Alain Juppé schließt eine Anerkennung des Nationalrats der syrischen Opposition durch Frankreich ausdrücklich nicht aus. Die Friedensinitiative der Arabischen Liga sieht Juppé als gescheitert an. Diese sah einen Abzug des syrischen Militärs aus den Städten vor, das Blutvergießen ging aber ungeachtet dessen weiter. Kommenden Samstag hält die Arabische Liga in Kairo eine Krisensitzung ab.