Washington. Rick Santorum macht die Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner wieder spannend. Der Außenseiter gewann am Dienstag (Ortszeit) in den Bundesstaaten Minnesota und Missouri mit deutlichem Vorsprung, wie unter anderem die US-Fernsehsender CNN und NBC meldeten. Auch in Colorado, wo am Abend ebenfalls gewählt wurde, gewann der 53-Jährige. Für den bislang haushohen Favorit Mitt Romney könnte das unerwartet kräftigen Gegenwind bedeuten.
Die Kandidaten
In seiner Siegesrede unterstrich ein euphorischer Santorum, ein besserer Herausforderer von Amtsinhaber Barack Obama bei der Wahl im November zu sein als Romney. Der Ex-Gouverneur von Massachusetts vertrete im Kern die gleichen Positionen wie der demokratische Amtsinhaber im Weißen Haus, kritisierte Santorum. "Ich stehe hier als die konservative Alternative zu Barack Obama", sagte er und griff dabei den Präsidenten scharf an: "Er hat niemals auf die Stimmen des Volkes gehört. Er denkt, er ist schlauer als Ihr, besser als Ihr".
Mit seinem Aufbäumen am Dienstag könnte Santorum den Kampf um die Kandidatur gehörig durcheinanderwirbeln. Der Ex-Senator aus Pennsylvania hatte bisher nur die erste Vorwahl Anfang Jänner in Iowa mit hauchdünnem Vorsprung gewonnen und danach stets eher schwach abgeschnitten. Romney dagegen hatte zuletzt seinen Favoritenstatus mit klaren Siegen in Nevada und Florida festigen können. Sein bislang schärfster Herausforderer, der ehemalige Parlamentspräsident Newt Gingrich, konnte nur South Carolina für sich entscheiden. Am Dienstag war er weit abgeschlagen.
Überraschung in Colorado
In Colorado kam Santorum auf 40 Prozent der Stimmen. Romney erhielt 35 Prozent. Der bisher als schärfster Romney-Konkurrent gehandelte Newt Gingrich landete mit 13 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz, knapp vor dem Kongressabgeordneten Ron Paul (12 Prozent). In Colorado war in allen Umfragen Romney an der Spitze gelegen.
Nach der Auszählung von 89 Prozent der Wahlbezirke in Minnesota erhielt Santorum 45 Prozent der Stimmen, der texanische Abgeordnete Ron Paul 27 Prozent, Romney 17 Prozent und der ehemalige Präsident des US-Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, elf Prozent.
In Missouri konnte sich Santorum sogar mit 55 Prozent der Stimmen gegen Romney durchsetzen, auf den 25 Prozent entfielen. Sein Sieg in Minnesota brachte Santorum weitere 13 Delegierte für den Parteitag der Republikaner im August ein, auf dem der Präsidentschaftskandidat der Republikaner bestimmt wird.
Romney in neuer Rolle
Romney stellte sich bei seiner Rede in Denver als Außenseiter des Systems Washington dar. Als einziger habe er niemals im Politikbetrieb der Hauptstadt gearbeitet, sondern habe vor allem in der privaten Wirtschaft Erfahrung gesammelt.