Wien. (est) Bei Hitzewellen wie in diesen Tagen sterben in Österreich zusätzlich 14 bis 15 Menschen pro Tag - innerhalb von einer Woche sind es 100. "Es handelt sich zumeist um ältere, alleinstehende Menschen, deren Tod erst später entdeckt wird und die nicht als Hitzetote identifiziert werden", erklärte Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie (Zamg) in Wien, am Mittwoch vor Journalisten.

Wissenschafter der Zamg erwarten, dass Hitzeperioden künftig früher im Jahr einsetzen und länger dauern werden. Ihre Messungen zeigen, dass die Zahl der Tage, an denen es in Wien unter 29 Grad Celsius hat, sinkt: Zählten sie von 1970 bis 1980 noch zwischen 140 und 150 solche Tage pro Jahr, waren es 1995 bis 2005 nur zwischen 95 und 135. Erforscht wird nun, wie Städteplaner damit umgehen könnten, dass es immer heißer wird: Weiß angemalte Fassaden, schattenseitig ausgerichtete Gebäude oder mehr gezielte Begrünung ließen demnach die Erderwärmung leichter ertragen.

Nur wenige Länder eignen sich so gut für Klimaforschung wie Österreich. "Als Hochgebirgsland können wir Beobachtungen von den Tälern bis in die Berge durchführen", sagte Georg Grabherr, Professor für Ökologie an der Universität Wien. Die Messungen ergäben klar, dass die Kältegrenze immer höher rückt und Kälte liebende Pflanzen nach oben wandern. Der Klimawandel lasse sich demnach kaum noch leugnen.

Angesichts der Möglichkeiten für die Klimaforschung hierzulande wollen heimische Wissenschafter nun noch gezieltere Schwerpunkte setzen. Im Rahmen des neu gegründeten "Climate Change Centre Austria" planen sie einen "Austrian Assessment Report" für 2013 über den Forschungsstand zum Klimawandel in Österreich, analog zum Bericht des Weltklimarats IPCC. Über die Homepage http://www.openscience4sustainability.at des Wissenschaftsministeriums können zudem Nachrichten zur derzeitigen Rio+20-Konferenz abgerufen werden.